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Kretschmer zu Corona: «Gemeinden abriegeln» wäre extrem hart

10:33
17.12.2020
Das von der Corona-Pandemie besonders hart betroffene Sachsen erwägt zu ihrer Eindämmung verschiedene Szenarien - dazu könnte auch die Abriegelung von Hotspots gehören. Ein Krisenstab habe die Gemeinden mit der höchsten Inzidenz analysiert, sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am Donnerstag. Die Kommunen würden nun weiter untersucht, um Rückschlüsse auf das Infektionsgeschehen im ganzen Land ziehen zu können.

Medienberichten zufolge erwägt der Freistaat drastischere Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie. Corona-Hotspots könnten demnach abgeriegelt und Ausgangsbeschränkungen verschärft werden. «"Gemeinden abriegeln" klingt extrem hart und wäre extrem hart», sagte Kretschmer dazu. «Es sind keine ausgangsbeschränkenden Maßnahmen beschlossen worden.» Eine solche Entscheidung stehe aktuell nicht an. Es gehe zunächst um eine Analyse der Gründe für die derzeitige Situation.

In Sachsen liegen inzwischen drei Landkreise bei mehr als 600 neuen Corona-Infektionen je 100 000 Einwohner binnen einer Woche. Nach Bautzen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ist nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) auch der Kreis Görlitz dazugekommen. Am Donnerstag meldete das RKI für den gesamten Freistaat 3207 Neuerkrankte im Vergleich zum Vortag. Dazu wurden zudem 68 weitere Todesfälle registriert. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz klettert damit landesweit auf 415,4. Die niedrigste Inzidenz wird nach wie vor für die Großstadt Leipzig mit 170,1 ausgewiesen. (Stand: Donnerstag 00.00 Uhr)

«Ich bin jeden Tag im Land unterwegs, spreche mit Ärzten, Krankenschwestern, Bürgermeisters und vielen Menschen. Die meisten begrüßen die aktuellen Verschärfungen. Viele, die jeden Tag um das Überleben von Corona-Patienten ringen, fragen aber auch sehr nachdenklich: Wird das reichen? Wird das die Pandemie stoppen?», erklärte Kretschmer.

(dpa)

Corona senkt deutschen Energieverbrauch und CO2-Ausstoß deutlich

10:32
17.12.2020
Im Corona-Jahr 2020 ist der Treibhausgas-Ausstoß in Deutschland ersten Berechnungen zufolge stark gesunken. Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB), in der Experten der Energiewirtschaft und Wissenschaftler sitzen, sieht den Rückgang der energiebedingten Emissionen «in einer Größenordnung von rund 80 Millionen Tonnen» und 12 Prozent. Damit dürfte das Klimaschutzziel für 2020, das eigentlich schon aufgegeben war, erreichbar sein. Hauptgrund ist den Angaben vom Donnerstag zufolge, dass die Corona-Pandemie den Energiebedarf im Land auf ein «historisches Tief» gedrückt hat und der Ökostrom-Anteil erneut zulegte.

Der Energieverbrauch sank demnach um 8,7 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr. Im Vergleich zu 2006, dem Jahr mit dem bisher höchsten Energieverbrauch in Deutschland seit der Wiedervereinigung, seien sogar rund 21 Prozent weniger Energie verbraucht worden, heißt es in der Bilanz. Neben den Folgen der Corona-Krise hätten auch langfristige Trends, etwa zunehmende Energieeffizienz und der Ersatz von Kohle durch andere Energieträger, dazu beigetragen.

2019 lagen die deutschen Emissionen insgesamt bei rund 805 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. In diese Einheit werden alle Klimagase umgerechnet, zu denen etwa auch Methan gehört. 2020 sollten es noch höchstens 750 Millionen Tonnen und damit 40 Prozent weniger als 1990 sein. Vor der Corona-Pandemie war die Regierung davon ausgegangen, dass man das erst etwas später schaffen werde. Die energiebedingten Emissionen haben dem Umweltbundesamt zufolge einen Anteil von rund 85 Prozent am gesamten deutschen Treibhausgas-Ausstoß.

Wie der Energieverband BDEW am Donnerstag mitteilte, gingen allein in der Energiewirtschaft die Emissionen um 15 Prozent zurück, 37 Millionen Tonnen CO2 wurden demnach eingespart. BDEW-Chefin Kerstin Andreae betonte aber, dass es sich um ein «Ausnahmejahr» gehandelt habe und man sich darauf nicht ausruhen könne. Damit die Energiewirtschaft auf Kurs beim Klimaschutz auf Kurs bleibe, müssten erneuerbare Energien ausgebaut werden, die 2020 rund 46 Prozent des Stroms geliefert hätten. Windräder an Land blieben der «Packesel» der Energiewende. Die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, über die am selben Tag im Bundestag abgestimmt wurde, reiche noch nicht aus.

Stein- und Braunkohle lieferten den AGEB-Zahlen zufolge 2020 nur noch knapp 16 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland - weniger als die erneuerbaren Energien, die auf einen Anteil von fast 17 Prozent kamen. Vor allem Wind- und Solarenergie steigerten ihren Beitrag. Auf die Kernenergie entfielen 6 Prozent. Ende 2019 war planmäßig das Kraftwerk Philippsburg abgeschaltet worden. Ende 2022 geht das letzte Atomkraftwerk vom Netz. Bis spätestens 2038 soll auch Schluss mit der Stromgewinnung aus Braun- und Steinkohle sein.

Mineralöl und Erdgas blieben mit zusammen gut 60 Prozent die wichtigsten Energieträger. Kennzeichnend für die deutsche Energieversorgung bleibe damit ein breiter Energiemix, heißt es in der Analyse. Allerdings sank auch der Mineralöl-Verbrauch deutlich, nämlich um 12,1 Prozent.

«Während der Absatz von Otto- und Dieselkraftstoff leicht zurückging, kam es beim Flugkraftstoff zu einer Halbierung des Verbrauchs», teilten die Experten mit. Wegen der Reisebeschränkungen in der Pandemie ging der Flugverkehr sehr stark zurück. Beim Heizöl nahm der Absatz trotz des milden Wetters um gut 5 Prozent zu, was die Arbeitsgemeinschaft damit erklärt, dass viele Verbraucher die niedrigen Preise nutzten, um ihre Vorräte aufzufüllen.

Um im Klimaschutz voranzukommen, muss nicht nur die Stromversorgung auf erneuerbare Energien umgestellt werden, sondern auch Sprit, Heizöl und Erdgas müssen als Energiequellen ersetzt werden. Deutschland hat wie die gesamte EU das Ziel, 2050 nur noch so viele Treibhausgase auszustoßen, wie auch wieder gebunden werden können. Man nennt das Klimaneutralität.

Der Verbrauch an Steinkohle lag 2020 um 18,3 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Beim Einsatz von Steinkohle in den Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung war der Rückgang noch deutlicher, er betrug den Angaben zufolge mehr als 26 Prozent. Das lag vor allem daran, dass stattdessen mehr Strom aus Windrädern und Solaranlagen sowie aus Erdgas gewonnen wurde. Der Verbrauch von Braunkohle ging mit einem Minus von 18,2 Prozent fast ebenso stark zurück.

(dpa)

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