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Land stellt zusätzliche FFP2-Masken für gefährdete Gruppen bereit

08:05
17.12.2020
Die grün-schwarze Landesregierung will besonders durch Corona-Infektionen gefährdete Menschen in Baden-Württemberg mit zusätzlich 90 FFP2-Masken pro Person ausstatten. Die Aktion richte sich an pflegebedürftige Menschen in stationären Einrichtungen (ca. 100 000 Menschen) sowie deren Angehörige, behinderte Menschen in stationären Einrichtungen (ca. 23 000) und Menschen in Obdachloseneinrichtungen (ca. 5000), teilte das Staatsministerium in der Nacht zum Donnerstag in Stuttgart mit. Insgesamt würden im Rahmen dieser Schutzmaßnahme rund 11,5 Millionen zusätzliche Masken bereitgestellt, die Verteilung solle über die Stadt- und Landkreise erfolgen.

Das Land verstärkt damit eine schon existente Initiative des Bundes, die Angehörigen einer Corona-Risikogruppe deutschlandweit im Dezember bis zu drei kostenlose FFP2-Masken über Apotheken zur Verfügung stellen will. Im Januar und Februar sollen Betroffene dann für sechs Masken zwei Euro bezahlen müssen. Von dieser Initiative profitieren beispielsweise Menschen, die älter als 60 Jahre sind, sowie bestimmte Vorerkrankte und Risikopatienten. Das Bundesgesundheitsministerium geht hier deutschlandweit von Kosten in Höhe von 2,5 Milliarden Euro und rund 27 Millionen Berechtigten aus.

FFP2-Masken filtern Partikel besonders wirksam, bieten allerdings auch keinen hundertprozentigen Schutz.

Zudem hat das Land nach eigenen Angaben fünf Millionen Corona-Schnelltests als Notreserve beschafft. Diese sollten unter anderem Krankenhäusern und Pflege-, Vorsorge-, Reha- und Behinderteneinrichtungen zugeteilt werden, die vom Bund bisher zu wenige Tests erhalten hätten, hieß es. Die Notfallreserve solle schnell, gezielt und unbürokratisch verteilt werden.

In Altenheimen und Pflegeeinrichtungen soll das Personal laut Land ab sofort zwingend zweimal pro Woche verpflichtend mit einem solchen Antigentest getestet werden.

(dpa/lsw)

Geistliche im Corona-Stress - Wenn in der Kirche gesummt wird

08:05
17.12.2020
Ausgerechnet zu Weihnachten bleiben die Gesangsbücher in den Kirchen Baden-Württembergs geschlossen. Um die Verbreitung von Coronaviren einzudämmen, ist das Singen verboten. Aber in der Messe von Pfarrer Johannes Brandt sind beliebte Kirchenlieder trotzdem zu hören - wenn auch auf ungewöhnliche Weise. «Ich ermutige die Gemeindemitglieder zum Summen der Lieder im Gottesdienst», sagt der katholische Geistliche von der Heidelberger Jesuitenkirche. Weihnachtslieder klingen dann zwar etwas befremdlich, fügt er hinzu. Aber irgendwie funktioniere auch diese Methode.

Brandt ist als leitender Pfarrer der Heidelberger Stadtkirche auch für die zwölf katholischen Gemeinden der Universitätsstadt zuständig. Der Gesang ist nicht die einzige Sorge, die ihn zurzeit umtreibt. «Alles, was mit persönlicher Nähe zu tun hat oder auch Gemeinschaft erfordert, bleibt in der Pandemie sehr schwierig», sagt er. Um die Ansteckungsgefahr zu mindern, blieben leider auch persönliche Begegnungen auf der Strecke.

«Seelsorgerische Gespräche finden natürlich statt», sagt Brandt. Doch anders als früher kommen die Menschen in das geräumige Pfarrhaus neben der prächtigen Kirche. Hier werden nun Hochzeiten oder Beerdigungen bei geöffnetem Fenster besprochen. Gottesdienste finden zurzeit aber auch an den Weihnachtsfeiertagen nur mit einer geringeren Zahl von Besuchern statt. Wegen geltender Abstandsregeln dürften coronabedingt maximal 130 Menschen in dem Barockbau aus dem 18. Jahrhundert zusammenkommen. So wird auch an Heiligabend und an den Weihnachtsfeiertagen jede zweite Kirchenbank leer bleiben.

«Normalerweise kommen an den Weihnachtsfeiertagen bis zu 600 Gläubige zur Messe», sagt Brandt. Das dürfte sich auch auf die Kollekte auswirken. Denn kommen weniger Besucher in die Gotteshäuser, landet auch weniger Geld im Klingelbeutel, vermutet Brandt. Da gerade an Weihnachten die Plätze in der Jesuitenkirche begehrt sind, müssen sich Besucher telefonisch anmelden. Claudia Jörder, die Sekretärin der Katholischen Stadtkirche, nimmt die Anrufe entgegen. Dabei zeige sich oftmals, dass viele Anrufer verunsichert sind. «Wegen der Ausgangssperre wissen viele Menschen nicht, ob etwa der abendliche Besuch eines Gottesdienstes noch erlaubt ist», erzählt sie, während schon wieder das Telefon klingelt.

Der Besuch eines Gottesdienstes ist auch an Abenden erlaubt, stellt Pfarrer Brandt klar. Wie der Arztbesuch und die Fahrt zur Arbeit, gelte auch der abendliche Gottesdienst als triftiger Grund das Haus während der Ausgangssperre zu verlassen. Zumindest verhalte es sich wenige Tage vor Heiligabend so. Wie sehr die Pandemie und der damit verbundene Lockdown auch die Pfarrer fordert, wird beispielsweise auch in der Nachbarstadt Mannheim deutlich.

Die dortige Vesperkirche in der evangelischen Konkordienkirche hat coronabedingt den Start für die alljährliche Versorgung von bedürftigen Menschen vom 6. Januar auf den 11. Januar verschieben müssen. «Wir planen schon seit Wochen und versuchen uns den schwierigen Gegebenheiten anzupassen», sagt die zuständige Pfarrerin Anne Ressel. Wie ihr katholischer Kollege Johannes Brandt in Heidelberg, so muss auch sie in diesen Tagen vor allem den kompliziert gewordenen Alltag organisieren.

Wie überall, so ändern beispielsweise die Abstandshaltungen auch in Mannheim die Bedingungen. Normalerweise verteilt die Vesperkirche mehr als 520 kostenlose Mahlzeiten täglich. In diesem Jahr werden vom 11. bis zum 31. Januar gerade einmal 180 warme Essen über den Tag an die Menschen verteilt, die weniger zahlreich Platz im Gotteshaus finden.

Die Vesperkirche abzusagen sei keine Option gewesen, sagt Ressel. «Die Not ist in der Corona-Pandemie größer geworden». So komme zu den Frauen und Männern, die auf der Straße lebten oder Hartz IV erhielten, in diesem Jahr mindestens noch eine weitere Klientel hinzu, ist die Pfarrerin überzeugt. Es gebe es nun etwa mehr Leute, die ihre Minijobs verloren haben und daher am Existenzminimum leben.

Dennoch sei die Organisation in diesem Jahr besonders schwierig. Das beginne schon damit, dass viele ehrenamtliche Mitarbeiter für den Dreischichtbetrieb in der Kirche benötigt werden. «Etliche Helfer sind außerdem abgesprungen. Vor allem jene, die zu einer Risikogruppe gehören», sagt Ressel, die erschöpft klingt. Die Pandemie bleibt auch für die Kirche eine Herausforderung.

(dpa/lsw)

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