Nach der aus dem Ruder gelaufenen Demonstration in Leipzig hat Bundesinnenminister Horst Seehofer die Polizei in Schutz genommen. «Wenn von vornherein absehbar ist, dass sich eine große Anzahl von Versammlungsteilnehmern nicht an die Auflagen der Versammlungsbehörde halten wird, kann die Polizei das während der Veranstaltung nur bedingt korrigieren», sagte der CSU-Politiker am Montag der Deutschen Presse-Agentur. «Deswegen müssen sich auch die Gerichte fragen, ob die von ihnen zu treffenden Entscheidungen realistisch umgesetzt werden können», fügte er hinzu.
Seehofer sagte, Deutschland befinde sich durch die Corona-Pandemie in einer Ausnahmesituation, die Regierung, Justiz, den Parlamenten und der Bevölkerung «ein Höchstmaß an Verantwortungsbewusstsein abverlangt».
Am Samstag hatten sich in der sächsischen Großstadt laut Polizei mindestens 20 000 «Querdenker» versammelt. Die Stadt hatte die Demo von Kritikern der staatlichen Regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie eigentlich aus Infektionsschutzgründen an den Stadtrand verlegen wollen. Das Verwaltungsgericht Leipzig hatte dies bestätigt. Das Oberverwaltungsgericht in Bautzen hatte dann aber die Kundgebung in der Innenstadt erlaubt, mit 16 000 Teilnehmern.
Nach der Auflösung der Kundgebung zogen die Menschen über den Leipziger Ring. Obwohl Aufzüge derzeit gemäß der Corona-Schutzverordnung gar nicht erlaubt sind, ließ die Polizei die Menge ziehen. Am Ende tanzten Menschen in der Leipziger Innenstadt - von Abstand und Masken war nichts mehr zu sehen. An Polizeisperren gab es Rangeleien, es flog Pyrotechnik. Die Beamten bestätigten, dass Journalisten angegriffen wurden.