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Psychologin rät im Teil-Lockdown zur Selbstfürsorge

06:17
09.11.2020
Um in den nächsten Wochen gut durch den Teil-Lockdown zu kommen, rät eine Psychologin zur realistischen Betrachtung der Situation. «Natürlich ist es sehr herausfordernd, dass es vielleicht noch Wochen und Monate so weitergeht. Aber es ist langfristig einfacher, sich darauf einzustellen, als sich von einem Wunschdenken leiten zu lassen und enttäuscht zu werden», sagte Jana Volkert vom Institut für Psychologie der Universität Kassel.

Besonders wichtig sei jetzt auch die Selbstfürsorge: «Alles, was einem gut tut, gilt es jetzt voranstellen. Jeder sollte jetzt besonders auf sich selbst achten und natürlich auf seine Nächsten, die einem wichtig sind.» Die Expertin betont aber auch, dass sich Menschen professionelle Hilfe suchen sollten, wenn sie das Gefühl hätten, in der aktuellen Situation überfordert zu sein.

Verglichen mit dem ersten Lockdown im Frühjahr gibt es nach Ansicht von Volkert sowohl Vor- als auch Nachteile. Damals habe eine deutlich größere Verunsicherung geherrscht, «das war eine extreme Situation, wo eine große Anpassungsleistung von Nöten war». Inzwischen seien die Menschen pandemieerfahrener und hätten sich an Masken, Abstand oder Home Office gewöhnt.

Auf der anderen Seite dauere die Corona-Krise nun schon lange an, erklärt die Psychologin. «Dadurch besteht die Gefahr, dass Sorgen und Ängste chronisch werden können.» Und mit Blick auf die dunkle und kalte Jahreszeit könnten saisonale Depressionen verstärkt werden.

Volkert sieht in dem Lockdown aber durchaus auch positive Aspekte: «Eine solche Zeit kann zu mehr Ruhe, Entspannung und Entschleunigung führen. Und es kann auch eine Art Besinnung auf die wesentlichen Dinge stattfinden.»

(dpa)

Spahn warnt: Bis zu 40 Prozent der Bevölkerung sind Risikogruppe

06:15
09.11.2020
Bis zu 40 Prozent der Menschen in Deutschland zählen in der Corona-Krise nach Einschätzung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zur Risikogruppe. «Bei uns sind 23 Millionen Deutsche über 60», sagte der CDU-Politiker am Sonntagabend im Politik-Talk «Die richtigen Fragen» auf «Bild live». «Wir sind ein Wohlstandsland mit Zivilisationskrankheiten: Diabetes, Bluthochdruck, Übergewichtigkeit. Alles Risikofaktoren für dieses Virus, wie für viele Infektionskrankheiten übrigens auch.» Spahn warnte: «Wenn Sie nach der Definition gehen, sind 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung Risikogruppe.» Die Bundesrepublik sei nach Japan das zweitälteste Land der Welt.

Mit Blick auf das aktuelle Infektionsgeschehen sagte Spahn: «Wenn von 20 000 Neuinfizierten an einem Tag etwa zwei Prozent in die Intensivmedizin müssen, dann sind das 400 am Tag. Wenn die intensivmedizinische Behandlung und Begleitung 15 Tage im Schnitte dauert - sind das 6000.» Diese Zahl werde Deutschland noch «im November noch erreichen, das ist im Grunde schon absehbar». Für das Gesundheitswesen sei diese Belastung nur «unter ziemlicher Anspannung» zu bewältigen. «Wenn die Intensivmedizin mal zu voll ist, überfüllt ist, überlastet ist, dann ist es zu spät», sagte Spahn bei «Bild live».

Die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen erreichte am Wochenende in Deutschland fast wieder den Höchstwert vom Frühjahr. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) meldete am Sonntag, dass 2904 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt werden. Der bisherige Höchststand war laut DIVI am 18. April mit 2933 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen erreicht worden.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Sonntag lag die Zahl der Neuinfektionen zuletzt bei 16 017 Fällen innerhalb eines Tages. Das waren rund 7000 Fälle weniger als noch am Tag zuvor, an dem mit 23 399 neu gemeldeten Fällen ein neuer Höchstwert erreicht worden war. An Sonntagen sind die erfassten Fallzahlen jedoch meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg um 63 auf insgesamt 11 289.

Laut einer Umfrage im Auftrag der Ergo-Versicherung von Mitte Oktober hatten sich selbst als Teil einer Risikogruppe insgesamt 41 Prozent der befragten Bundesbürger gesehen. Am wenigsten waren es unter jüngeren Leuten bis 30 Jahre mit 11 Prozent, am meisten bei den über 60-Jährigen mit 75 Prozent.

(dpa)

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