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20200611094048

Schulze: Für Umwelt und Lebensqualität aus Corona-Krise lernen

09:23
11.06.2020
Videokonferenz statt Geschäftsreise, Homeoffice statt Pendeln: Aus Sicht von Bundesumweltministerin Svenja Schulze können Bürger und Unternehmen aus der Corona-Krise manches lernen. «Niemand will, dass das Leben auf Dauer so bleibt, wie es während der Pandemie war», sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag in Berlin. Einen Teil davon solle man sich aber erhalten, weil er der Umwelt nutze und die Lebensqualität erhöhe.

So könnten nach Einschätzung der Unternehmensberatung EY acht Prozent des Personenverkehrs wegfallen, wenn Unternehmen weiterhin mehr auf Homeoffice, Telefonschalten und Videokonferenzen setzten. Schulze stellte sich hinter die Forderung von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) nach einem Recht auf Homeoffice und begrüßte, dass Investitionen der Arbeitgeber, die mehr digitales Arbeiten ermöglichen, bald über die Steuer mehr gefördert würden.

In anderen Bereichen mahnte Schulze an, beim nun beschleunigten Digitalisierungsschub dafür zu sorgen, dass es möglichst umwelt- und klimafreundlich zugeht, indem etwa im Online-Handel regionale Produkte und Nachhaltigkeitssiegel eine größere Rolle spielen oder der Energieverbrauch durch Streaming und andere Datennutzung reduziert wird.

(dpa)

Studie: Blutwerte erlauben Prognose über Covid-19-Verlauf

07:53
11.06.2020
Wie schwer eine Covid-19-Erkrankung verläuft, lässt sich einer Studie zufolge schon früh an zwei Typen von Abwehrzellen im Blut vorhersagen. Das Resultat könnte die Therapie beeinflussen.

Bei einer Covid-19-Erkrankung lässt sich anhand von zwei Typen von Abwehrzellen im Blut vorhersagen, ob ein Patient einen schweren Verlauf oder nur milde Symptome entwickelt. Dies ergibt eine Studie an 40 Covid-19-Patienten im chinesischen Wuhan. Die Befunde seien in Deutschland bei mehreren Patienten bestätigt worden, sagt Ko-Autor Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Essen und Vizepräsident der Gesellschaft für Virologie. Mehrere Medien hatten zuvor über die im Fachblatt «EBioMedicine» veröffentlichte Studie berichtet.

Bei einem der beiden Immunzell-Typen handelt es sich laut Dittmer um sogenannte Killer-T-Zellen mit einem bestimmten Oberflächenmarker (CD8). Sie töten virusinfizierte Körperzellen ab und unterbrechen damit die Vermehrung des Coronavirus Sars-CoV-2. «Wenn die Patienten nur wenige von diesen Zellen haben, haben sie ein hohes Risiko, schwere Symptome wie etwa eine Lungenentzündung oder Gerinnungsstörungen zu entwickeln», erläutert Dittmer.

Der andere Zelltyp sind sogenannte Neutrophile. «Die sind eigentlich dafür da, Bakterien abzuwehren. Sie können aber auch T-Zellen in ihrer Funktion unterdrücken.» Demnach wurden in Blutproben mit vielen Neutrophilen nur wenige T-Zellen gefunden, was mit einem schwereren Krankheitsverlauf verbunden war.

«Besonders betroffen hat das Patienten mit Vorerkrankungen, die dazu führen, dass die Anzahl der T-Zellen abnimmt, etwa Patienten nach Transplantationen, die Medikamente zur Unterdrückung von Abstoßungsreaktionen erhalten», sagt Dittmer. Betroffen seien auch Krebspatienten unter einer Chemotherapie, ältere Menschen, bei denen die Zahl der T-Zellen altersbedingt abnehme, oder fettleibige Patienten. «Man weiß, dass übergewichtige Personen schwächere und weniger T-Zellen haben.» An der Uniklinik Essen habe es sich bei mehr als 70 Prozent der schweren Covid-19-Verläufe um übergewichtige Männer gehandelt.

Für eine Covid-19-Therapie folge daraus, dass man zu Anfang einer Infektion versuchen könnte, die Killer-T-Zellen zu stimulieren - das könnten etwa bestimmte Impfstoffe. Auch die Vitamine A und C könnten die Funktion der T-Zellen verbessern. Bei Transplantierten könne man die Dosis der Medikamente zur Abwehrunterdrückung senken, bei Krebspatienten müsste man im Fall einer Sars-CoV-2-Infektion die Chemotherapie unterbrechen.

Dittmer betonte, dass eine eingehendere Studie dazu in Deutschland mittlerweile schwierig sei, da es zum Glück nicht mehr genügend Patienten gebe. So habe es etwa in der letzten Maiwoche an der Uniklinik Essen keine einzige Covid-19-Neuaufnahme gegeben, in der ersten Juniwoche nur eine.

Der Immunologe Michael Lohoff, der an der Studie nicht beteiligt war, sieht den Befund positiv. «Ein sicherer Test, der eine prognostische Aussage über die zu erwartende Schwere einer Covid-19-Erkrankung zulässt, wäre sehr hilfreich», betont der Direktor am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Universität Marburg. Man könne dann Risiko-Patienten frühzeitig stationär aufnehmen und bei Bedarf intensivmedizinisch therapieren. «Der in der Studie erarbeitete Befund ist hier durchaus attraktiv.»

Allerdings sei die untersuchte Patientenzahl sehr gering, sagt Lohoff. «Man sollte diesen Befund unbedingt an weiteren Patienten, bevorzugt in einem anderen Erdteil, bestätigen - auch um so einen etwaigen Beitrag der Genetik der Patienten auszuschließen.»

(dpa)

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