Sonnen, baden, schlemmen: Kann der Badespaß auch im Schatten der Corona-Pandemie funktionieren? Einige Freibäder wollen schon an diesem Wochenende zeigen, wie es geht. Viele andere lassen sich noch länger Zeit.
Darauf haben viele gewartet: In Baden-Württemberg öffnen an diesem Samstag die ersten Freibäder. Um die Hygieneauflagen des Landes zu erfüllen, brauchen einige Betreiber in Städten und Gemeinden mehr Zeit und nehmen den Betrieb erst kommende Woche oder später auf, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Die Landesregierung hatte Ende Mai den Saisonstart für den 6. Juni freigegeben und einige Betreiber damit kalt erwischt.
Die vier Karlsruher Freibäder gehören zu den wenigen, die bereits öffnen. «Einen Ansturm erwarten wir wegen des schlechten Wetters nicht», sagte der Sprecher der Karlsruher Bäderbetriebe, Raphael Becker. Angesichts der neuen Situation sei das vielleicht auch gar nicht so schlecht. «Das alles muss erst mal gelernt werden.»
Die Badegäste müssen sich auf neue Regeln einstellen. Eine «Besucher-Ampel» soll online über die Auslastung informieren. Für die Becken soll es Zugangsbeschränkungen geben. Mund- und Nasenschutz sind beim Betreten der Bäder Pflicht.
Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen kritisierte, dass die Länder sich zu viel Zeit bei den Vorgaben ließen. Dies sei nicht nur in Baden-Württemberg so, sondern auch in anderen Bundesländern, die ihre Bäder bereits geöffnet haben. «Das kann nicht sein», sagte Geschäftsführer Christian Ochsenbauer. Mit einem eigenen Pandemieplan gibt der Verband bereits seit Wochen selbst Empfehlungen aus.
Auf die genauen Vorgaben der Landesregierung mussten die Betreiber im Südwesten bis Donnerstag warten. Für viele sei dies für eine Öffnung schon am Samstag zu kurzfristig, hieß es von Städten und Gemeinden. Ein Badbetreiber nannte den offiziellen Öffnungstermin ein «Fantasiedatum».
Für Frei-, Hallen-, Thermal- und Spaßbäder sowie für Badeseen gilt: Die Zahl der zugelassenen Badegäste hängt von der Wasserfläche ab: Pro zehn Quadratmeter Fläche darf eine Person ins Schwimmerbecken. Im Nichtschwimmerbecken gelten vier Quadratmeter pro Person. Alternativ können Bäder die einzelnen Schwimmbahnen unterteilen. Pro 50-Meter-Bahn sind laut Landesregierung zehn Schwimmer zugelassen. «Innerhalb der Bahnen ist ein Einbahnsystem einzuführen», teilte das Sozialministerium am Donnerstag mit.
Auch die Zahl der Sonnenanbeter auf den Liegewiesen sowie die der Gäste insgesamt im Freibad sind beschränkt. Außerdem muss ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden. Toiletten und Umkleiden sollen so eingerichtet werden, dass wenige Menschen miteinander in Kontakt kommen. Wie in Restaurants müssen Gäste ihre Kontaktdaten hinterlegen, damit Infektionsketten nachvollzogen werden können.
Der Vorsitzende des Landesverbands Deutscher Schwimmmeister, Edgar Koslowski, ist sich sicher: «Die Badegewohnheiten werden sich durch die Corona-Pandemie deutlich verändern.» In vielen Freibädern werde es Warteschlangen vor den Kassen geben, Becken mit Trennleinen, Öffnungszeiten mit mehreren Zeitfenstern am Tag samt Pausen für Reinigung und Desinfektion und Planschen mit Abstand. Das bedeute auch eine Mehrbelastung für das Personal. Um den Besucherstrom zu lenken, werde der Einlass vielerorts nur nach Online-Ticketverkauf und Namenserfassung möglich sein. Spontanbesuche ohne Anmeldung seien dann nicht möglich.
Die Freibadsaison dauert in der Regel von Mai bis September. Wegen der Corona-Pandemie mussten die Bäder im Südwesten vorerst geschlossen bleiben. Manche Freibäder bleiben in diesem Jahr komplett zu. Als erstes reines Freibad in Deutschland hatte das Sonnenbad in Karlsruhe bereits Ende Februar die Saison eröffnet, musste dann aber wieder schließen.
(dpa/lsw)