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Kliniken rechnen noch für Monate mit Corona-Krisenbetrieb

04:04
26.06.2020
Die Kliniken rechnen trotz erster Schritte zu einer Normalisierung noch für mehrere Monate mit einem Betrieb im Krisenmodus. «Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei», sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum, der Deutschen Presse-Agentur. «Frei gehaltene Personal- und Intensivkapazitäten sind weiter erforderlich – auch für eine mögliche zweite Welle im Herbst.» Eine Rückkehr zur Regelversorgung wie vor Corona sei bis weit ins nächste Jahr hinein sicherlich nicht möglich.

Die Zahl der Klinik-Aufnahmen von Covid-19-Patienten sinke insgesamt, diese belegten inzwischen auch weniger Intensivbetten mit künstlicher Beatmung. Die Kapazitäten würden aber weiterhin stark begrenzt durch Erfordernisse für eine konsequente Infektionsvermeidung. So sei eine Versorgung im Mehrbettzimmer kaum noch möglich, erläuterte Baum. Kliniken hätten durch Corona auch deutlich höhere Fallkosten - für Corona-Erkrankte seien abgetrennte Intensiv- und Bettenstationen nötig. Personal müsse so weit wie möglich getrennt eingesetzt werden.

Zugleich sei die Zahl freier Intensivbetten im Vergleich zu vor zwei Monaten insgesamt um rund 2000 gesunken - dort liegen nun Patienten mit anderen Diagnosen als Covid-19. Es würden wieder verstärkt schwere Operationen vorgenommen, die prinzipiell aufschiebbar sind. In den Notaufnahmen sei mittlerweile auch wieder eine deutliche Zunahme von Patienten mit allen Krankheitsbildern zu beobachten.

Bund und Länder hatten die Krankenhäuser Mitte März aufgefordert, alle planbaren OPs und Aufnahmen auszusetzen. Dies sollte vor allem in Intensivstationen vorsorglich freie Betten für Corona-Patienten schaffen. Angesichts der langsameren Virus-Ausbreitung rief die Politik im April dann dazu auf, schrittweise wieder mehr OPs und andere wichtige Behandlungen aufzunehmen. Hintergrund sind auch Sorgen, dass Patienten sonstige Behandlungen aufschieben.

Seit März dürften insgesamt rund 30 000 Corona-Patienten in den Kliniken behandelt worden sein, davon fast 15 000 Intensivpatienten. «Noch haben wir aber eine normale Auslastung nicht erreicht», sagte Baum. Aktuell seien 1500 Patienten coronabedingt in Kliniken, davon fast 400 in der Intensivmedizin. Laut Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) sind bundesweit derzeit mehr als 11 000 Intensivbetten frei.

Auf den Intensivstationen sei die Auslastung immer noch reduziert, erläuterte die Krankenhausgesellschaft. Waren freie Intensivbetten in Vorjahren immer wieder knapp, seien jetzt je nach Bundesland zwischen 25 und 45 Prozent frei. Das liege auch daran, dass Kliniken die Zahl der Intensivbetten wegen der Pandemie aufgestockt hätten. Zudem wurden nun auch Mindestvorgaben zur Besetzung mit Pflegekräften ausgesetzt, so dass Intensivbetten seltener deswegen gesperrt werden müssen.

In den Monaten der Corona-Krise beobachteten Kliniken, dass teils bis zu 30 Prozent weniger Patienten mit Herzinfarkten und Schlaganfällen in die Notaufnahmen kamen. Dies seien jedoch überwiegend Patienten mit leichteren, aber eben auch vermeintlich leichteren Erkrankungen gewesen. «Patienten mit schweren Erkrankungen sind auch in der Pandemiezeit kontinuierlich in den Krankenhäusern behandelt worden», sagte Hauptgeschäftsführer Baum.

(dpa)

Offene Grenzen locken Schweizer wieder zum Einkaufen in den Südwesten

04:02
26.06.2020
Erleichterung für den Einzelhandel in der deutsch-schweizerischen Grenzregion: Nach der Grenzöffnung sind viele Eidgenossen auf deutscher Seite wieder in Shoppinglaune. Die Nachfrage habe sich aber erst einmal auf die Dinge des täglichen Bedarfes konzentriert, sagte der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee, Claudius Marx. «Schuhe, Textil, Luxusgegenstände und größere Anschaffungen konnten offenbar noch etwas warten.»

Der große Ansturm sei bislang noch ausgeblieben, sagte Marx weiter. «Wir haben ihn aber auch nicht erwartet. Vielmehr sind wir davon ausgegangen, dass die Rückkehr der Kunden aus der Schweiz ein schrittweiser Prozess sein würde.» Der Einkaufstourismus sei bereits vor Corona-Zeiten rückläufig gewesen: 2016 seien im Bereich der Hauptzollämter Singen und Lörrach noch 17,6 Millionen Ausfuhrbescheinigungen abgestempelt worden, 2019 nur noch 15,59 Millionen. Mit den Formularen können sich Einkaufstouristen aus Nicht-EU-Ländern die Mehrwertsteuer zurückerstatten lassen. «Hinzu kommt, dass der Lockdown das Einkaufs- und Freizeitverhalten verändert hat», sagte Marx. «Der Onlinehandel gehört zu den Gewinnern der Krise.»

Die Händler bemühen sich, mit unterschiedlichen Strategien die heimische und Schweizer Kundschaft zurückzugewinnen. «Dazu zählen auch Preissenkungen, wo etwa lagernde Ware dringend verkauft werden muss, wie zum Beispiel in Bekleidungsgeschäften, die wegen des Lockdowns noch auf der Frühjahrskollektion sitzen», sagte Marx.

Der Handelsverband Südbaden hofft zudem darauf, dass bald auch in Baden-Württemberg die Maskenpflicht nicht mehr nötig ist. «In Österreich ist sie bereits weggefallen und die Infektionszahlen rund um den See sind in einem Bereich, in dem man sicher auch ohne die Maskenpflicht auskommen könnte», sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Utz Geiselhart. Das wäre auch für die Mitarbeiter im Einzelhandel eine große Erleichterung: «Denn je wärmer es wird, umso belastender ist das Arbeiten mit der Maske über den ganzen Tag.»

(dpa/lsw)

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