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Bildungsexperte: Corona-Krise deckt Schwäche deutscher Schulen auf

04:05
15.06.2020
Die Corona-Krise hat nach Ansicht des Bildungsdirektors der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Andreas Schleicher, die mangelnde Selbstständigkeit an deutschen Schulen als Schwäche zutage treten lassen. «In den deutschen Schulen gibt es keine Kultur, die Lehrer zu Selbstständigkeit ermutigt», sagte Schleicher dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Montag). «Das rächt sich in der Corona-Krise», fügte er hinzu. In der Krise sei man darauf angewiesen, dass auch jeder Lehrer etwa beim Online-Unterricht individuell nach Lösungen suche, die besonders gut zu seinen Schülern passen.

«In deutschen Schulen wird zu viel nach oben geschaut: Der Lehrer schaut auf den Schulleiter und der Schulleiter auf das Ministerium», kritisierte Schleicher. Es müssten aber alle zuerst auf die Schüler schauen. Lehrer in Deutschland hätten «eine höhere Zahl von Unterrichtsstunden als in anderen Ländern, aber weniger Zeit und Freiraum, selbst oder gemeinsam mit ihren Kollegen kreative Unterrichtskonzepte zu erarbeiten, oder mit Schülern außerhalb des Klassenverbandes zu arbeiten».

Die vergangenen Monate hätten gezeigt, dass es in Deutschland für den Digitalunterricht noch stark an der Infrastruktur mangele. Vor allem aber seien Lehrer in großen Teilen nicht auf das Online-Unterrichten vorbereitet gewesen, sagte Schleicher. Mit Blick auf die Rückkehr zum geregelten Unterricht mahnte Schleicher: «Es darf nicht darum gehen, jetzt zurück in die Schulen von gestern zu gehen. Wir müssen in die Schulen von morgen.» Sonst werde Deutschland im internationalen Vergleich zurückfallen, warnte der Bildungsexperte, der unter anderem die internationale Schul-Vergleichsstudie Pisa organisiert.

(dpa)

Lambrecht setzt auf breite Nutzung der Corona-Warn-App

04:04
15.06.2020
Bundesjustizministerin Christina Lambrecht hofft auf eine breite Nutzung der geplanten Corona-Warn-App und weist datenschutzrechtliche Bedenken zurück. «Es gelten die allgemeinen Vorschriften der Datenschutzgrundverordnung ohne Wenn und Aber auch für die Corona-Warn-App. Deshalb sind alle datenschutzrechtlichen Fragen abgedeckt, und es gibt keine Veranlassung für ein spezielles App-Gesetz», sagte die SPD-Politikerin der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Montag) zu entsprechenden Forderungen aus der Opposition. «Jetzt hoffe ich, dass diese App auch rasch kommt und von möglichst vielen genutzt wird.»

Jeder könne sich frei entscheiden, die App auf sein Smartphone herunterzuladen und könne sie auch wieder löschen, betonte Lambrecht, die auch für den Verbraucherschutz zuständig ist. Es werde auch keine Vorzüge oder Belohnungen für diejenigen geben, die die Corona-Warn-App aktivieren. «Und genauso wollen wir auch keine Nachteile für diejenigen, die dies nicht tun - etwa ein Zugangsverbot für Restaurants», sagte die Ministerin. Überdies treffe die App keinerlei Aussage zu einer Erkrankung von Nutzern. «Sie zeigt lediglich einen Kontakt mit einer infizierten Person an - nicht mehr und nicht weniger.»

Die offizielle Corona-Warn-App des Bundes wird am Dienstag vorgestellt und zur Benutzung freigeschaltet. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Sonntag in Berlin. Letzte Tests seien gut verlaufen, hieß es. Zum Herunterladen dürfte die App nach dpa-Informationen bereits am Montagabend in den Stores von Google und Apple bereitstehen.

FDP-Fraktionsvize Michael Theurer forderte im «Handelsblatt», die Bundesregierung müsse schnellstens eine «durchschlagende Kommunikationskampagne» auf die Beine stellen. «Denn nur mit einer hohen millionenfachen Nutzung kann die App dabei helfen, die Infektionsketten zu durchbrechen», sagte Theurer. 

(dpa)

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