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Corona für Prostituierte "Katastrophe" - Ruf nach Hilfe

07:23
19.05.2020
Die Probleme von Kindern, Schülern und Senioren in der Corona-Krise finden große Aufmerksamkeit. Doch das Schicksal von Prostituierten während der Pandemie interessiert kaum. Eine Aktion der Mannheimer «Beratungsstelle Amalie» für Prostituierte soll den Blick auf die Not dieser Frauen richten und sie lindern. Sie verteilt «Survival»-Beutel gefüllt mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln. Mehl, Reis, Spaghetti sowie Zahnbürste und Tampons - darüber freuen sich die Klientinnen sehr. «Wir wollen helfen, die Zeit des coronabedingten Prostitutionsverbots zu überbrücken und den Frauen zeigen, sie sind nicht vergessen», sagt Julia Wege, Chefin der von der Stadt Mannheim und dem Sozialministerium geförderten diakonischen Anlaufstelle.

Der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD) bringt die Lage auf den Punkt. «Die Situation ist katastrophal, die Pandemie verschärft die Probleme wie Armut, mangelnden Gesundheitsschutz und Wohnungslosigkeit», sagt Sprecherin Susanne Bleier-Wilp. Aus einem Notfallfonds von 25.000 Euro aus privaten Spenden seien 100 Frauen unterstützt worden, die weder Grundsicherung beantragen noch aus anderen Finanzquellen schöpfen können. «Aber der Staat müsste hier auch helfen, das kann nicht an Privatleuten hängenbleiben.»

Wann die Corona-Beschränkungen für die 33.000 angemeldeten und nach Schätzungen bis zu 400.000 Prostituierten in Deutschland beendet werden, ist unklar. Für sie gibt es keinen Termin, nicht mal eine vage Perspektive, wann sie ihre Arbeit wieder aufnehmen können. «Zum Teil geht die Prostitution im Verborgenen aber weiter, etwa in Fahrzeugen, im Freien oder bei Freiern», meint Wege. 

(dpa)

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