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Virologe Drosten: Deutschland verspielt vielleicht Corona-Vorsprung

14:37
22.04.2020
Der Virologe Christian Drosten sieht die Gefahr, dass Deutschland bisherige Erfolge bei der Corona-Eindämmung verspielt und die Situation entgleitet. Er bedauere es derzeit «so sehr zu sehen, dass wir gerade dabei sind, vielleicht diesen Vorsprung hier komplett zu verspielen», sagte der Leiter der Virologie der Charité am Mittwoch im NDR-Podcast. Deutschland zähle im internationalen Vergleich zu den erfolgreichsten Ländern bei der Pandemie-Bekämpfung, weil der Ausbruch sehr früh erkannt worden sei.

Drosten kritisierte, dass nun wieder komplette Shoppingmalls voller Menschen seien, weil die einzelnen Geschäfte darin kleiner seien als 800 Quadratmeter. «Man muss sich da schon mal fragen, ob das alles noch wirklich sinnvoll ist.» Mit Blick auf Anfragen, die ihn erreichten, warnte er auch vor «Einzelauslegungen» nach den ersten Lockerungen: «Wenn alle anfangen, sich die eigenen Interpretationsspielräume auszulegen ganz frei, dann starten an vielen Orten in Deutschland plötzlich neue Infektionsketten.»

Es würde ihn dann nicht wundern, wenn man über den Mai und in den Juni hinein in plötzlich eine Situation komme, «die wir nicht kontrollieren können, wenn wir nicht aufpassen», betonte Drosten. Es gebe dann viel mehr Startpunkte für das Virus als zu Beginn der Epidemie. Aktuell sei Deutschland in einem sehr fragilen Bereich, sagte Drosten mit Blick auf die zuletzt vom Robert Koch-Institut auf 0,9 geschätzte Reproduktionszahl. Das bedeutet, dass im Mittel fast jeder Infizierte einen anderen Menschen ansteckt.

(dpa)

BW-Justizminister für Videoverhandlungen in Zivilprozessen

14:26
22.04.2020
Zivilprozesse sollen nach Vorstellung des baden-württembergischen Justizministers Guido Wolf (CDU) künftig häufiger per Videoschalte abgewickelt werden können. Er unterstütze den Referentenentwurf des Arbeits- und Sozialministeriums in Berlin für eine Ausdehnung der bestehenden Möglichkeiten in der Arbeits- und Sozialgerichtsbarkeit, sagte Wolf der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten» (Donnerstag). Allerdings sollten seiner Ansicht nach auch alle anderen Zivilverfahren stärker dafür geöffnet werden. Gerade in Zeiten der Coronavirus-Pandemie könnten so Kontakte und Ansteckungsmöglichkeiten vermieden werden.

Die Zivilprozessordnung lasse Online-Verhandlungen bereits zu, allerdings nur mit der Zustimmung der Beteiligten. Dem Gesetzentwurf zufolge soll ein Gericht eine Video-Verhandlung anordnen können, sofern es den Beteiligten zumutbar sei. Nach Angaben des Stuttgarter Justizministeriums zählten die Amtsgerichte, Landgerichte und Oberlandesgerichte im Südwesten 2019 zusammen fast 157.000 neue Verfahren.

(dpa/lsw)

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