Tatsächlich sind wir in einem Rettungswagen mitgefahren. Glücklicherweise nicht als Patientin, sondern als - und jetzt müsste der Trommelwirbel einsetzen - Trainerfrau! In Pandemie-Zeiten mit hohen Infektionszahlen. Doch von vorne: An gewöhnlichen Wochenenden stehen wir, dank mehrerer fußballspielender Kinder, auf vielen Plätzen dieser Region. So auch an diesem sonnigen Samstag: Auf dem Feld spielt unser Sohn, trainiert von seinem Vater. Schon nach wenigen Minuten geht ein Mitspieler böse gefoult zu Boden, steht zwar wieder auf, doch seine Hand hängt ganz merkwürdig herab. Das Spiel geht weiter, der Junge schleicht unter großen Schmerzen und vom Trainer gestützt vom Platz. Weil es ihm gar nicht gut geht, rufen wir den Rettungswagen. Die Eltern des Jungen sind nicht da, auch sonst keine Verwandten. Deshalb versuchen wir, ihm beiseitezustehen und Erste Hilfe zu leisten. Schon nach wenigen Minuten ist der Krankenwagen da: Wir erklären dem Sanitäter, was passiert ist, und beenden unsere Ausführungen mit: „Das Handgelenk ist – glaube ich – gebrochen.“ Ein kurzer Blick des Fachmanns auf die Hand, dann wieder zu uns: „Ja“, kommentiert er sofort und ohne Zweifel. Die Eltern des Jungen können so schnell nicht da sein. Doch der Jung-Fußballer will nicht alleine in den Krankenwagen steigen. „Soll ich mitfahren?“, schlagen wir vor – und alle sind einverstanden. Die schlechte Nachricht: Die Hand muss am gleichen Abend noch operiert werden. Die gute: Seinen Humor und seine Neugier verliert der junge Fußballer den ganzen Tag über nicht: Noch während wir im Krankenwagen unterwegs sind, will er wissen, wie schnell wir fahren – und hofft auf eine mindestens dreistellige Zahl. Dann fragt er mit noch größeren Augen und erwartungsvollem Blick: „Fahren wir auch mit Blaulicht?“ Wir alle müssen herzlich mit ihm lachen. Und obwohl wir ohne Blaulicht flitzen, ist seine Frage danach durchaus berechtigt: Man fährt schließlich nicht alle Tage in einem Krankenwagen – und bekommt so viel von der aufregenden Tour mit.
Eva Baumgartner