Wir haben an dieser Stelle schon vor einigen Monaten darüber berichtet, doch heute, am zweiten Homeschooling-Tag dieser Woche, werden wir während unserer Heimarbeit wieder daran erinnert, dass wir nicht mehr die Jüngste sind. Freilich, an das ein oder andere Wehwehchen haben wir uns längst gewöhnt. Doch unser fortschreitendes Alter wird uns vor allem dann bewusst, wenn wir mal wieder Zeugen der Konversationen unseres Nachwuchses werden. Als bei uns wegen der Unwetterwarnung die Schule an zwei Tagen schließt, müssen die lieben Kleinen (und auch Größeren) wieder wie zu besten Lockdown-Zeiten zuhause lernen. Während wir also versuchen, Telefonate und Videokonferenzen zu führen, und nebenbei Artikel für diese Zeitung schreiben, steigt der Lautstärkepegel im Haus stetig an: Die Kinder sprechen mit ihren Freunden per Telefon oder Videoanruf. Wir hören dabei viele Worte in englischer Sprache, die wir bereits aus früheren Gesprächen der Kinder mit Gleichaltrigen kennen. Wenn den jungen Menschen etwas gefällt, dann ist es zum Beispiel „nice“, also schön, und wenn jemand den Überblick verloren hat, dann ist er mitunter „lost“, also verloren. Ab und an, wenn unsere Kinder offenbar etwas ganz sicher in der Tasche oder geschafft haben, ist es „safe“. Auch die Anrede hat sich seit unserer Schulzeit drastisch gewandelt: Nicht verwandte Gesprächspartner unserer Jungs werden beispielsweise gerne zum „Bro“ als Abkürzung für „Brother“, also Bruder. Und manchmal bekommt das Gegenüber auf dem Bildschirm auch völlig neue Namen: Aus Jakob wird dann zum Beispiel „Digga“, obwohl dieser kein einziges Kilo zuviel auf den Rippen hat. Oder Nick, der ein paar Straßen weiter wohnt, heißt plötzlich „Alter“, dabei geht er noch in die Grundschule, zählt gerade mal zehn Lenze. Nachdem wir fasziniert zugehört haben, wird es uns dann doch zu bunt. Wir rufen im oberen Stock an, um den Nachwuchs freundlich zu bitten, doch etwas leiser zu sein. Da hören wir noch, wie einer unserer Söhne seinem Freund am anderen Ende seiner Leitung zuruft: „Ey, Alter, sei mal bitte still, meine Mutter ruft gerade an!“ Und sind in diesem Moment irgendwie froh, dass wir nicht diejenige sind, die in diesem Moment mit „Alte(r)“ angesprochen wird.
Eva Baumgartner