Sie sorgen für Nachschub im Supermarkt: Die rund
4.400 Menschen im Ortenaukreis, die in der
Lebensmittelindustrie arbeiten, leisten in der Coronavirus-Pandemie
einen entscheidenden Beitrag dafür, dass Essen und Trinken nicht knapp werden.
Aktuell arbeiten die
Beschäftigten an ihrem Limit. Darauf hat die
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in einer Pressemitteilung hingewiesen.
„Überstunden und Extra-Schichten sind in der Lebensmittelindustrie schon seit Wochen
an der Tagesordnung. Die Menschen arbeiten am Limit, damit Aldi, Lidl, Rewe, Edeka &
Co. die Ware nicht ausgeht“, sagt Claus-Peter Wolf von der NGG-Region SchwarzwaldHochrhein.
Hamsterkäufe und
logistische Probleme seien dafür verantwortlich, dass die Nudelregale leer oder Tiefkühlpizzen
teilweise ausverkauft sind. „Klar ist, dass die Versorgung mit Lebensmitteln an der Industrie, aber auch am Bäcker und Fleischerhandwerk nicht scheitert", heißt es in der Mitteilung des NGG.
Die Forderungen der Konzerne, auf der einen Seite noch mehr in noch kürzerer Zeit zu produzieren sowie der gleichzeitige Versuch, die Preise zu drücken, gehe letztlich auf die
Kosten der Mitarbeiter, "die ohnehin
unter Volllast arbeiten“, so Wolf.
Die NGG warnt trotz der Bestätigung auch von Seiten der Politik, dass es in der Lebensmittelindustrie derzeit
keinerlei
Versorgungsengpässe gibt, vor bereits geplanten und fatalen Eingriffen in
das Arbeitszeitgesetz: „Corona darf nicht dafür herhalten, die Höchstgrenzen bei der
Arbeitszeit auszuhebeln. In
Tarifverträgen und
Betriebsvereinbarungen haben wir in der
Lebensmittelindustrie längst die nötige Flexibilität, um Hochphasen zu stemmen. Sonst
wären die Supermarktregale ja längst leer“, so der Gewerkschafter.
Würden die
gesetzlichen Standards nicht eingehalten, leide am Ende die Gesundheit der Beschäftigten: „Wer
eine 12-Stunden-Schicht in der Backwarenindustrie hinter sich hat, bei dem steigt die
Unfallgefahr“.
Das
Arbeitszeitgesetz regele die möglichen Arbeitszeiten genau: Nicht mehr als zehn Stunden am Tag und nicht mehr als 60 Stunden pro Woche.
In Zeiten des Hochbetriebs, wie es momentan der Fall ist, sei auch der richtige Arbeitsschutz besonders wichtig. „Die
Firmen müssen dafür sorgen, dass
genug Schutzkleidung da ist und die
Abstandsregeln
– etwa an Produktionsstraßen – eingehalten werden. Der
Schutz vor Infektionen hat
höchste Priorität“, so Wolf in der Mitteilung.
Seweryn Sadowski