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Wissenschaftler spielen Corona-Szenarien durch

12:14
27.03.2020
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat Wissenschaftler untersuchen lassen, wie sich die Corona-Epidemie in Deutschland ausbreiten könnte. In dem Arbeitspapier sei festgehalten, wie sich die aktuelle Situation auf die innere Sicherheit auswirken könnte, «welche unterschiedlichen Verläufe sind hier denkbar», sagte Ministeriumssprecher Steve Alter am Freitag in Berlin.

Laut «Spiegel», NDR, WDR und «Süddeutscher Zeitung» empfehlen die Experten im dem vertraulichen Papier mit dem Titel «Wie wir Covid-19 unter Kontrolle bekommen», das Virus nach dem Vorbild Südkoreas mit massiv ausgeweiteten Tests und dem konsequenten Isolieren infizierter Menschen einzudämmen. Demnach spielen sie ein Szenario durch, in dem vom 6. April an 50 000 Tests pro Tag möglich sind, vom 13. April an 100 000 und Ende April dann 200 000. Die bisherige Methode nach dem Motto «Wir testen, um die Lage zu bestätigen» müsse abgelöst werden durch den Ansatz «Wir testen, um vor die Lage zu kommen».

Die Wissenschaftler gehen den Berichten zufolge in diesem positivsten Szenario davon aus, dass sich rund eine Million Menschen infizieren und etwa 12 000 sterben würden. Das strenge Vorgehen müsste zwei Monate durchgehalten werden. Danach «müsste weiterhin kontinuierlich hohe Wachsamkeit bestehen bleiben», weil die Bevölkerung nur zu einem geringen Teil gegen das Virus immunisiert wäre.

Minister Seehofer sagte dem «Spiegel», er sei «entschiedener Anhänger der Suppression», also von strikten Maßnahmen, «auch wenn dieser Weg deutlich teurer ist». «Aber er rettet am meisten Leben.»

Im schlimmsten Fall, wenn der Staat nur wenig unternimmt, rechnen die Wissenschaftler damit, dass bald 70 Prozent der Bevölkerung infiziert wären. Mehr als 80 Prozent der Menschen, die intensivmedizinische Behandlung bräuchten, müssten dann von den Krankenhäusern abgewiesen werden. Die Todeszahlen würden die Millionengrenze übersteigen.

Die Fachleute empfehlen, den Deutschen diese Gefahr mit einer Aufklärungskampagne vor Augen zu führen, wie es weiter hieß. «Um die gesellschaftlichen Durchhaltekräfte zu mobilisieren, ist das Verschweigen des Worst Case keine Option», steht den Berichten zufolge im Papier.

(dpa)

IHK-Umfrage: Fast alle Unternehmen leiden unter Corona-Krise

12:03
27.03.2020
Kaum ein Unternehmen im Südwesten bleibt laut einer Umfrage der Industrie- und Handelskammern (IHK) von negativen Folgen der Corona-Krise verschont. Rund 83 Prozent der befragten Unternehmen in Baden-Württemberg erwarten demnach Umsatzeinbrüche. 77 Prozent rechnen sogar mit einem Einbruch im zweistelligen Bereich. Das Ergebnis zeige, dass vielen Betrieben das Wasser bis zum Hals stehe, sagte die Präsidentin der IHK Region Stuttgart, Marjoke Breuning, am Freitag.

In Hotlines werden den IHK-Beschäftigten demnach dramatische Situationen geschildert. Bei 41 Prozent der Unternehmen steht der Betrieb komplett oder in großen Teilen still. Besonders betroffen sind die Hotels und Gaststätten (92 Prozent) sowie der Einzelhandel (72 Prozent). Mehr als zwei Drittel der 1503 befragten Unternehmen klagen über eine geringere Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen, fast die Hälfte über stornierte Aufträge. 94 Prozent bejahten die Frage, ob sie grundsätzlich negative Auswirkungen der Corona-Krise auf ihre Geschäfte spüren.

Breuning lobte die Steuerstundungen und Soforthilfen der Landesregierung für Härtefälle. Auch die Sonderhilfen des Bundes seien wichtig. Verbesserungsbedarf gebe es aber noch bei der staatlichen Kreditabsicherung in den Förderprogrammen. Die sollte mit 100 Prozent erfolgen und nicht wie derzeit mit 80 oder 90 Prozent. «Ohne 100-Prozent-Absicherung sind die Banken zu zeitaufwendigen Prüfprozessen gezwungen, für die jetzt keine Zeit ist», sagte Breuning.

(dpa/lsw)

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