Die Deutsche Bahn verteidigte ihre Entscheidung, vorsorglich den Fernverkehr in ganz Deutschland einzustellen. "Das ist eine notwendige Sicherheitsmaßnahmen, weil die Störungen durch den Sturm doch so gravierend sind, dass wir Fernzüge schlichtweg nicht mehr durchbekommen", sagte Bahnsprecher Achim Stauß.
Er fügte hinzu: "Es wäre fahrlässig, die Züge irgendwo, wo man noch fahren kann, noch fahren zu lassen und dann bleiben Hunderte Fahrgäste auf irgendeinem Bahnhof oder schlimmstenfalls auf freier Strecke hängen. Diese Situation müssen wir vermeiden und deshalb diese harte Entscheidung, den Fernverkehr komplett in Deutschland einzustellen." In zehn Fernbahnhöfen richtete die Bahn sogenannte Aufenthaltszüge ein, in denen gestrandete Reisende zur Not auch übernachten können.
Der Fahrgastverband Pro Bahn reagierte mit Kritik. "Vorsicht ist natürlich immer eine gute Sache, aber man kann auch übervorsichtig sein", sagte der Pro-Bahn-Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann. "Gleich gar nichts zu tun, das erscheint uns doch etwas übertrieben." Dort, wo der Wind schwächer sei und keine Bäume an den Gleisen stünden, müsse der Betrieb nicht eingestellt werden. Der Aufenthalt in Hotelzügen sei zwar besser, als unterwegs zu stranden. "Aber wenn ich weiß, dass die Strecke noch frei ist, sollte ich versuchen, die Leute noch nach Hause zu bringen. Das kann man mit reduzierter Geschwindigkeit machen."
Etwa 250 Reisende saßen längere Zeit in einem ICE in Südniedersachsen fest, der in einen umgestürzten Baum gefahren war. Die Passagiere sollten auf freier Strecke über Stege in einen anderen Zug umsteigen, der auf dem benachbarten Gleis halten soll. Der ICE war auf dem Weg von Hamburg nach Stuttgart gewesen. (dpa)
Alice Echtermann