Als RTL-Moderatorin war Janine Steeger jahrelang in einer extrem konsumgesteuerten Welt unterwegs. Doch Ende 2014 reichte es: Janine Steeger kündigte ihren Job und setzt sich seitdem für Nachhaltigkeit ein. In der Mittagspause des GMD sprachen wir mit Janine Steeger, wie sie den Alltag heute erlebt:
"Es ist nicht leicht, die rund 60 Prozent der "Unentschlossenen" zu erreichen, also derjenigen, die dem Thema Nachhaltigkeit nur zögerlich begegnen. Aber man darf nicht so radikal an die Sache rangehen. Schon kleine Schritte von Veränderung müssen wertgeschätzt werden - und nicht kleingeredet werden. Wenn jemand als erstes einfach die Einweg-Becher weglässt, ist das toll. Jemand hier abzutun, ist ein großer Fehler. So sind auch Unternehmen von "Missionaren" und Weltverbesseren schnell abgeschreckt. Auch sie wollen für kleine erste Schritte beachtet werden. Für einen gesamtgesellschaftlichen Wandel ist es wichtig, dass jeder redet darüber, was er tut, auch über kleine Schritte.
Es geht um bewussten Konsum: Was brauche ich wirklich, wie viel brauche ich, kann ich Dinge teilen? All diese neuen Entwicklungen bedeuten für Unternehmen vor allem, dass es neue Geschäftsmodelle braucht bzw. Veränderungen in bestehende Modelle implementiert werden müssen. Und natürlich soll man mit diesem verändertem Modell erfolgreich sein. Jedes neue Produkt, jede Dienstleistung muss mindestens so gut sein wie das herkömmliche. Das nachhaltige Gewissen kommt on top - nur das bietet den Anreiz, Dinge zu verändern, Neues auszuprobieren. Nicht ganz so geil, aber nachhaltig - das funktioniert nicht.
Wir müssen unser Mindset ändern. Ich habe zum Beispiel versucht, das Auto stehen zu lassen. Aber erst, als wir das Auto wirklich abgeschafft hatten, habe ich meine Einstellung geändert - und es hat mir viel gebracht, auch gesundheitlich. Eine Einstellung, nachhaltiges Leben sei ein schlechteres Leben, führt nicht weiter. Wir müssen mutig sein, etwas auszuprobieren: z.B. den Nachbarn fragen, ob man seinen Mäher ausleihen statt einen neuen zu kaufen. Es geht nicht darum, nicht mehr zu konsumieren. Wichtig ist hier: Durch Bildung kann man einen Mittelweg zwischen Askese und Konsum erreichen und es Kindern vermitteln. Die Extremität, das Fast Consumption, das von allem so viel und sofort muss reduziert werden, das muss aufhören. Ich sehe hier einen klaren Bildungsauftrag an die Schulen. Dann werden Kinder zu Botschaftern von gelebter Nachhaltigkeit.