"Ich sehe einer Entwicklung mit großer Sorge entgegen, bei der die Gefahr besteht, dass das spielende Kind durch das glotzende Kind ersetzt wird“, warnte Franz-Joseph Strauß in der Diskussion vor der Einführung neuer Frequenzen im Bayerischen Fernsehen Ende der 1970er-Jahre.
Einblicke in Debatten, die uns angesichts der heutigen Medienvielfalt fremd geworden sind. Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion "Aufbruch zur Medienvielfalt" bei den MEDIENTAGEN 2019 geben Einblicke in die Geschichte des privaten Rundfunks in Bayern. Edmund Stoiber, ehemaliger Ministerpräsident von Bayern, schildert seinen damaligen Einsatz für die "Entautorisierung" des öffentlich-rechtlichen Systems. Wolf-Dieter Ring, ehemals Präsident der Münchner Medienanstalt BLM, berichtet von der schwierigen Verfassungslage in Bayern in den damaligen Tagen und die Entstehung des 1984 in Kraft getretenen Medienerprobungs und -entwicklungsgesetzes.
Auch auf die Radiogeschichte in Bayern, durch die Frequenzerweiterung in Umbruch gebracht, werden Schlaglichter geworfen. Der heutigen Medienpolitik in Bayern attestiert Willi Schreiner, Vorsitzender des Verbands Bayerischer Lokalrundfunk (VBL) eine vorbildliche Entwicklung: "Gott sei Dank gibt es in Bayern mittlerweile wieder eine Medienpolitik, die man spürt."
Die Rolle von Werbung in den Öffentlich-Rechtlichen sehen manche Teilnehmer jedoch kritisch, allen voran Edmund Stoiber. Er blickt zugleich kritisch in die Zukunft: "Wir haben sehr schön über die Vergangenheit gesprochen. Aber es bleibt die große Herausforderung: Wir haben in Deutschland und Europa in den 10 letzten Jahren versagt, weil wir im digitalen Bereich nichts geregelt haben. Der öffentliche Raum, in denen die Menschen von denen Demokratie gelebt wird, sich bewegen, sind im analogen und im Rundfunkrecht bis ins letzte Detail geregelt. Im digitalen Bereich sind sie unvollkommen geregelt. Das ist die entscheidende Weichenstellung. Wir brauchen für politische Entscheidungen dieser Größenordnung viel zu lang."