Der Kampf um Talente tobt, intensiver denn je. Vor allem Agenturen spüren den Druck, weil Technologieunternehmen, Vermarkter und jetzt auch häufig Digital- in House-Units immer mehr Talente mit vermeindlich besseren Konditionen anziehen.
Auf der Bühne der "World of Agencies" in der Halle 6 diskutierten zwei Agenturvertreter, Petra Kruse (Pilot) und Rotraud Diwan (Hi! Employer Strategies) mit zwei Vertretern großer Marken: Nico Winkelhaus von Payback und Felix Jahn von Puma.
Sind bekannte Arbeitgeber beliebter?
Moderator des Panels Harald R. Fortmann (five14 GmbH) konfrontierte sie mit verschiedenen Thesen. Zum Beispiel: Haben große Konzerne einen Vorteil im Kampf um Talente, weil sie einen gewissen Bekanntheitsgrad genießen?
"Natürlich wissen viele nicht, wer wir sind", sagte Kruse. "Uns kennt keiner an der Uni, die wenigsten wissen, was eine Mediaagentur genau macht und man muss sagen, Agenturen haben oft ein Bekanntheitsproblem." Die Lösung sei aber nicht, wie Unternehmen auf Messen etwa Pullis oder Kugelschreiber zu verteilen, sondern Studierende gezielt ins Haus zu holen, mit Lehrstühlen an Universitäten zu kooperieren. Die Recruitingstrategie lautet: Personalisierte Ansprache. "Die Leute, die von vornherein zu Google, Facebook und Co. gehen wollen, werden da auch hingehen - die können wir dann auch nicht überzeugen", so Kruse.
Laut Felix Jahn geht es um die Identität einer Firma, um die Beschäftigung und um die Fragen "Was machst du?" und "Wer bist du?" Das bedeutet, dass das Corporate Image auch in der Firma tatsächlich gelebt werden muss.
Binden Obstkörbe und Kickertische Mitarbeiter an die Firma?
Erst heute hat Bitkom eine Studie veröffentlicht, die zeigt: Viele stehen der durch die Digitalisierung veränderte Arbeitswelt durchaus positiv gegenüber. Vertrauensarbeitszeit, Homeoffice und flache Hierarchien gehören zu den großen Erwartungen. Demnach lehnen lediglich sechs Prozent der Befragten sogenannte "New-Work"-Konzepte ab. Der Digitalisierung komme dabei eine wesentliche Bedeutung zu.
Felix Jahn ist der Meinung, dass Unternehmen sich vor allem darauf konzentrieren sollten, sogenannte "Demotivatoren" abzuschaffen. Das heißt etwa unfaire Gehaltsunterschiede und andere Bestandteile einer Firma, die die Mitarbeiter stört. "Wenn diese Demotivatoren nicht abgeschafft werden, werden auch Obstkörbe nicht helfen, die Mitarbeiter langfristig an die Firma zu binden", sagte Jahn.
Diwan ist derselben Meinung. "Obstkörbe retten Agenturen nicht", sagt sie in der Diskussion. Die Leute sollen Lust haben, jeden Tag in die Arbeit zu kommen und acht Stunden am Stück mit Kollegen arbeiten zu wollen.
Die Panelteilnehmer waren sich einig, dass viele Aspekte von New Work tatsächlich seltener berücksichtigt und von Mitarbeitern in Anspruch genommen werden, als erwartet. Wichtig ist es aber trotzdem, bestimmte Konzepte (Vertrauensarbeitszeit oder Homeoffice) anzubieten. Das gibt vielen Mitarbeitern - vor allem Millenials - ein gutes Gefühl. Ob diese dann tatsächlich beschließen, von zu Hause aus zu arbeiten oder nicht - das ist zweitrangig.