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Als Henry Hübchen fast übersehen worden wäre

12:56
04.09.2019
Vor lauter Hype um Bjarne Mädel ist fast ein bisschen untergangen, dass auch ein anderer großer deutscher Schauspieler das Festival des deutschen Films beehrt hat: Henry Hübchen ist am Samstag als Teil eines großartigen Ensembles gemeinsam mit Schauspielkunst-Preisträger Mädel, mit Barnaby Metschurat, Victoria Mayer und Mercedes Müller in Ludwigshafen gewesen, um den Film „Tage des letzten Schnees“ zu präsentieren. Der 72-Jährige spielt in dem Krimi-Drama einen Kommissar, der die Hintergründe des Unfalls aufklären muss, bei dem ein elfjähriges Mädchen gestorben ist. Und der selbst mit einem schweren Verlust fertigwerden muss. In Ludwigshafen präsentierte sich Hübchen locker und machte mit seinem Kollegen Barnaby Metschurat Scherze darüber, dass er sich nicht getraut hat, in kurzen Hosen zu kommen. „Tage des letzten Schnees“ ist noch einmal am Donnerstag, 5. September, 16.30 Uhr, zu sehen. 

Nicole Sperk

Meine 14 schönsten Festivalmomente

12:04
04.09.2019
Ich habe seit 2005 jedes Filmfestival besucht. Und in 14 Jahren viele tolle Momente erlebt. Hier die 14 schönsten:

- Im Gespräch mit dem wunderbaren, leider inzwischen verstorbenen Otto Sander zu erleben, wie er einen Störenfried unfassbar charmant wegschickte

- Als Paul Kuhn, der leider ebenfalls verstorbene Mann am Klavier, ein großartiges Konzert gab. Ich hatte vorher mit ihm telefoniert und ihm das Interview vorher als Fax geschickt – wissen junge Leute noch, was ein Fax ist?

- Neben Jurymitglied und Regisseurin Helma Sander-Brahms im Liegestuhl zu liegen. Sie ist ebenfalls schon tot. Keine Sorge, es kommen nicht nur Begegnungen mit Verstorbenen.

- Als ich die tolle Schauspielerin Karoline Eichhorn traf, die schrecklich schlecht gelaunt war und den Film, den sie promoten sollte, total schlecht fand (ich übrigens auch). Wir waren beide ratlos.

- 2012 zu sehen, wie sehr sich Wolfgang Dinslage über den Filmkunstpreis für „Für Elise“ freute. Leider hat er danach nie wieder etwas gedreht.

- Mit Peter Lohmeyer ein Gespräch über Fußball zu führen, von dem mir vor allem dieser Satz im Gedächtnis blieb: „Je höher man schießt, desto tiefer wird der Fall sein.“ Dabei haben wir keineswegs den gleichen Lieblingsverein: Er ist Fan vom Schalke, ich vom FCK.

- Einmal bin ich Teil einer Gruppe gewesen, die in dieser Form nie wieder zusammenkommen wird. Wir blieben länger als jeder andere Gast auf dem Festival bis tief in die Nacht, und als die Bar schon zu hatte, holte Festivaldirektor Michael Kötz eigenhändig Wein aus dem Kühlschrank.

- Eines der schönsten Gespräche hatte ich mit Matthias Koeberlin, der behauptete, total unbekannt zu sein – und dauernd Autogramme geben musste.

- Eines der merkwürdigsten Gespräche war das mit Nikolai Kinski. Mir war untersagt worden, nach seinem Papa Klaus zu fragen, und über seine in Ludwigshafen lebende Schwester Pola wollte er auch nicht sprechen.

- Andres Veiel recherchiert immer jahrelang für seine Filme. Über seinen RAF-Film „Wer wenn nicht wir“ sprachen wir stundenlang. Ein tolles Gespräch.

- 2013 fand das Filmfestival an einem Ausweichstandort statt, der damals noch ein Parkplatz am Luitpoldhafen war. Ich fand das nicht schlimm. Ich bin Großereignisse auf Parkplätzen gewohnt (am Freitag beginnt der Wurstmarkt).

- Weil er sich sehr stark ehrenamtlich engagiert und ich zwei kleine Kinder habe, sehe ich einen meiner besten Freunde nur noch ganz selten. Aber zuverlässig auf jeden Fall auf dem Filmfestival. Auf der Party nach der Eröffnung konnten wir uns lange unterhalten.

- Moritz Bleibtreu habe ich sehr bewundert dafür, wie konsequent er aller Kritik zum Trotz die PR für den Film „Jud Süß“ durchzog, der gezeigt wurde, als er den Preis für Schauspielkunst gewann. Dem Menschen Moritz Bleibtreu im Gespräch irgendwie nähergekommen zu sein, kann ich nicht behaupten.

- Und noch etwas Aktuelles: Ein wunderbarer Moment 2019 war, als ich mit Barnaby Metschurat hinter den Kulissen zum Gespräch saß und an den Nebentischen Bjarne Mädel und Henry Hübchen plauderten – ganz nett und ganz normal.

Nicole Sperk