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Mario Adorf mit seinem Regisseur Dominik Wessely, der ab 17 Uhr den Film auf der Insel präsentiert.

Film des Tages: „Es hätte schlimmer kommen können“

08:00
29.08.2019
Er selbst kommt leider nicht. Aber „Es hätte schlimmer kommen können“ ist ja praktisch eine 100-Minuten-Begegnung mit Mario Adorf. In der Filmbiografie über das ereignisreiche Leben des großen Schauspielers aus Mayen gibt Regisseur Dominik Wessely seinem Star Adorf schön viel Raum, sein Talent als begeisternder Geschichtenerzähler auszuspielen.

Vor allem geht es in dem Film um Adorf als Menschen. Und dieser ist geprägt von seiner Herkunft: Nachdem der Vater, ein Italiener, verschwand, war die Mutter in das Heimatstädtchen ihrer Vorfahren gezogen – nach Mayen. Hier schlug sie sich als Näherin durch, gab das Kind zunächst in ein Heim. Adorf sagt, er habe ihr das nicht übel genommen, während er vor der Kamera die alte Nähmaschine der Mutter zum Laufen bringt, sich fast kindlich stolz freut, wieder das Geräusch der Kindheit zu hören. Aber er erzählt auch, wie die Mutter einmal eine Schere nach ihm warf, weil er nicht folgsam genug war. Umarmungen gab es auch selten, „sie war sehr zurückhaltend“. Und es herrschte Krieg, Mayen wurde schwer bombardiert, veranschaulichen Archivaufnahmen, während Adorf durch die alten Luftschutzbunker geht. Kein Grund zu jammern aber, meint Adorf auch im Gespräch mit der Presse jetzt in Berlin: „Ich habe das Leben immer so angenommen, wie es sich darbot.“

Seine nächste Station: Mainz, vier Semester Studium, Jobben im Bimsabbau, Studententheater. Mayen und Mainz sieht er nach wie vor als prägend an, obwohl er viel länger in Rom, St. Tropez und München lebte. „Rheinland-Pfalz ist doch meine Heimat, da komm ich her.“ Vor allem der Dialekt bedeutet ihm viel: „Ich habe ihn immer hochgehalten, die Bindung zur Heimat ist die Bindung zur Sprache. In Deutschland sind ja leider viele Dialekte sehr vernachlässigt worden.“ Und so singt er im Film denn auch bei der Fahrt durch gelb strahlende Rapsfelder vom „Mayener Jung“. Sentimental ist er aber nicht: „An dem Lied hat mich immer gestört, dass man die Musik von einem Südtiroler Marsch geklaut hat, das passt doch nicht.“

Auch die Pfalz hat in Adorfs Leben indirekt eine große Rolle gespielt: Es war der aus Zweibrücken stammende Regisseur Peter Fleischmann, der einst Volker Schlöndorff überredet hatte, Adorf in „Die Verlorene Ehre der Katharina Blum“ zu besetzen, sagt Adorf im Film.

Wessely stellt „Es hätte schlimmer kommen können“ nach der 17-Uhr-Vorführung heute auch im Filmgespräch näher vor.

Susanne Schütz