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Foto: kineo / Weydemann Bros. / Yunus Roy Imer Helena Zengel ist die Systemsprengerin.

Festivalfilm ist deutscher Oscar-Kandidat

14:45
23.08.2019
„Systemsprenger“ von Nora Fingscheidt läuft ab Sonntag auf der Parkinsel, ab 20. September in Programmkinos – und ist  als deutscher Kandidat für den Auslandsoscar nominiert worden.
Der packende und an die Nieren gehende Film über eine aggressive Neunjährige, an der zahlreiche Einrichtungen der Jugendhilfe scheitern, hatte bereits auf der Berlinale einen Silbernen Bären gewonnen.
In Ludwigshafen wird Peter Hartwig, der Produzent des Films, ab Montag „Systemsprenger“ vorstellen. Der Film ist beim Festival des deutschen Films indes nicht im Wettbewerb um den Filmkunstpreis platziert, sondern „nur“ im Rennen um den Publikumspreis „Rheingold".

Susanne Schütz

Antje Landmann Das Publikum hat Charlotte Crome (rechts) beim "ersten Mal" den Rücken gestärkt. Foto: Wfilm

Mein schönster Festivalmoment

13:30
23.08.2019
Zum 15. Geburtstag des Festivals darf man mal zurückblicken und ein paar schöne Momente Revue passieren lassen: 

Superwilder Sex auf einer Tiroler Berghütte und das ohne Verpflichtungen, yeah! Das will die 34-jährige Marie am Wochenende mit ihrem Toyboy Lukas. Endlich mal eine Pause aus dem Beziehungsalltag mit Freund Sascha, der unbedingt ein Kind mit ihr will. Dumm nur, dass er auch eine Affäre hat und sich dafür dieselbe Berghütte ausgesucht hat. Und dann stellt auch noch der Lift ins Tal seinen Betrieb ein. Die Verwicklungen der vier in diesem Debütfilm „Maybe Baby“ von Julia Becker, der 2017 gezeigt wurde, sind schreiend komisch und herrlich peinlich.

Kein Wunder, dass Schauspielerin Charlotte Crome einen hochroten Kopf hat, als sie zum Applaus auf die Bühne geht und etwas erzählt, das mich sehr gerührt hat. An diesem Abend auf der Parkinsel konnte sie zum ersten Mal den fertigen Film sehen, der frisch aus dem Schneideraum kam. Sie saß mit ihren drei anderen Kollegen des Kammerspiels vorne in der ersten Reihe, hunderte Zuschauer im Nacken, die sie auf der Leinwand übergroß in Unterwäsche beim Techtelmechtel beobachteten. „Wenn ich mich selbst im Film sehe, fühle ich mich immer unwohl", erzählte sie.  „Dann frage ich mich kritisch, warum verziehst du da das Gesicht, und warum stehst du da so? Aber Sie als Publikum waren wunderbar und haben mir den Rücken gestärkt. Als ich das erste Lachen gehört habe, war ich erleichtert."

Und wir haben mit größtem Vergnügen gelacht. Der blitzgescheiten Komödie hätte ich einen Publikumspreis gegönnt! Und wie schön es immer wieder ist, bei der Geburt eines Filmbabys dabei zu sein und die „stolzen Eltern" erleben zu dürfen. Gratulation zu diesem Erstling, der inzwischen „groß" geworden und mit tollen Kritiken besprochen ist. Wer sie verpasst hat: Man kann die Komödie inzwischen auf DVD oder auf vielen Streaming-Plattformen sehen unter maybebabyfilm.de. 

Und übrigens: Schauspieler Marc Ben Puch (im Bild oben zu sehen als Sascha, der Mann zwischen den beiden Frauen), ist dieses Jahr mit  „Sag du es mir" Festivalgast. Der ebenfalls tolle Film feiert am kommenden Dienstag Weltpremiere.

Antje Landmann