Obwohl animierte Langspielfilme immer mehr Beachtung finden, sind es die Kurzfilme, die das Herz und die Seele des Festivals in Annecy sind. 128 Kurzfilme befinden an den sechs Festivaltagen im Wettbwerb. Da das Format des Kurzfilms verkürzt und die Narration komprimiert ist, erlaubt das dem Regisseur, die zeitlichen Grenzen zu durchkreuzen, um so die Kreativität auf eine andere Art und Weise anzugehen.
„Tio Tomas“ ist eine Hommage der portugiesischen Regisseurin Regina Pessoa an ihren Onkel Toomas, der gegenüber ihr wohnte, aber ein unbekannter Mann war. Als kleines Kind durfte sie ihn auf seinem Motorrad begleiten. Er streifte mit ihr übers Land, brachte ihr auch bei, wie man ein Gesicht zeichnet. Berührend und exquisit, ein wundersamer Liebesbrief an einen Onkel, den für seine Familie ein Nobody war, den sie aber als einen einzigartigen und sensiblen Mann betrachtete, der sein Leben in seinem eigenen Tempo lebte. 2006 hat Regino Pessoa bereits einen Kristall für “Tragic Story with Happy Ending“ gewonnen.
Ein Mann nimmt ein Stellenangebot von einem Fremden auf der Straße an. Er ist zufrieden mit dem Lohn für diesen einfachen Job, bis er hinter den Vorhängen seltsame Geräusche hört. Mit einem ironischen Ton befasst sich „The Levers“ mit unserem Kampf zwischen Moral und Geld. Vom Südkoreaner Boyong Kim.
Gruselig, urkomisch und durchgeknallt ist „Flut“ der deutschen Künstlerin Malte Stein. Ein Junge empfängt seltsame Botschaften aus der Außenwelt, die ihm via Telefon übermittelt werden. Er sehnt sich nach draußen. Doch da ist die Mutter, Bewacherin eines Zuhauses mit Gitterstäben aus Schuldgefühlen und Tränen. Nur eine Flut kann noch helfen, die seine Wohnung in ein Ufer verwandelt, von dem sich fortschwimmen ließe.