Als hätte sich das Wetter zum Termin eingefunden. Als der japanische Filmproduzent Genki Kawamura erste Einblicke in den Neuen Film “Weathering with You” von Matoko Shinkai in der Kategorie “Working in Progress” gewährte, hat sich ein Gewitterregen auf die Warteschlange ergossen. Dabei macht gerade dieser Film den Regen zum Hauptdarsteller.
Die Warteschlange war lang - und das aus gutem Grund. Matoko Shinkai gehört zur neuen Welle der Anime-Künstler in Japan. Mit seinem letzten Film “Your Name” produzierte er den meistgesehenen Anime weltweit und enthronte damit Hayao Miyazaki, der bis dahin mit “Die Reise von Chihiro” den ersten Platz eingenommen hatte - und alle wollen erste Bilder vom neuen Film sehen.
Vor 20 Jahren war Japan erstmals Ehrengast beim Festival. Damals entdeckte Europa die ersten Langspielfilme des mittlerweile 78-jährigen Miyazaki, unter anderen dessen „Porco Rosso“ aus dem Jahr 1992, aber auch Werke des 2018 verstorbenen Regisseurs Isao Takahata. Er hat die „Heidi“-Serie, die im deutschen Fernsehen lief, mitverantwortet, später auch die Serie „Meine Nachbarn die Yamadas“, und hat vor allem mit seinem animierten Langspielfilm "Das Grab der Leuchtkäfer", ein anrührendes Anime über die Schrecken des Krieges aus dem Blickwinkel eines Kindes, auf sich aufmerksam gemacht.
Seitdem hat sich die japanische Animation natürlich weiterentwickelt. Japan ist heute nach den USA der zweitgrößte Akteur der Welt in der Animationsbranche und produziert im Schnitt jährlich 340 kommerzielle Animationsfilme – ein breites und reichhaltiges Panel, aus dem auch die Arbeit neuer, aufstrebender Regisseure hervorgeht. Auf diese „neue Welle“ japanischer Anime-Künstler, mit denen in den kommenden Jahren weiter zu rechnen ist, verweist das Festival diesmal ganz besonders.