Stefan Bratzel (Center of Automotive Management) wartet in der Diskussion mit einer starken These auf: Die Grundpfeiler der Autoindustrie "zerbröseln" nach und nach. Der Verbrennungsmotor sei mit der Elektromobilität wohl bald Vergangenheit. Die Ausrichtung auf den Fahrer, die Freude am Fahren - sie weiche mit dem autonomen Fahren der "Freude am Gefahren-werden". Und damit, so Bratzel, löse sich eigentlich das ganze bisherige Geschäftsmodell der Autohersteller auf.
Christof Büskens (Universität Bremen) beobachtet bereits ein Umdenken: Seinen eigenen Kindern sei ein Führerschein zum Beispiel längst nicht mehr so wichtig wie seiner eigenen Generation. "Der Mythos der Fahrers, des automobilen Subjekts, ist vorbei", sagt auch Thomas Vasek (Hohe Luft).
Der Umbruch der Autoindustrie ist nicht aufzuhalten - darin sind sich die Teilnehmer der Diskussion einig. Doch das wollen sie auch nicht. Entscheidend, das ist die Grundstimmung auf dem Podium, ist eine positive Einstellung zur Zukunft. "In Bremen kennen wir uns mit dem Ende von irgendetwas aus", sagt Wirtschaftssenator Martin Günthner. "Ich gehöre nicht zu den Pessimisten der Elektromobilität." Arbeitsplätze könnten nicht durch eine angstbehaftete Diskussion gesichert werden.
Die neue Mobilität
Das autonome Fahren sei nur ein Modul eines neuen Mobilitätskonzeptes. Ein solches Konzept müsse die gesamte Infrastruktur einer Stadt umfassen. "Ein autonomes Auto steht auch in Berlin im Stau", sagt Günthner. Ähnlich sieht das Stefan Bratzel: "Die Mobilität der Zukunft ist keine Automobilität." Oder zumindest nicht ausschließlich: In den Städten könnten sich Robotertaxis und -busse ergänzen mit öffentlichem Verkehr und Fahrrädern, so Bratzel. Dadurch, dass sie Menschen autonome Fahrzeuge teilen, könnte auch die Mobilität im ländlichen Raum verbessert werden.
Und dann wirft Bratzel die Frage auf: Wer profitiert davon? Der zentrale Akteur sei in Zukunft der Anbieter dieser neuen Mobilitätsdienste. Derjenige, der den Kundenkontakt habe, entscheide, wie viele Robo-Taxis er brauche und wo er sie kaufe. Davon seien dann die Hersteller von Software und Karosserien abhängig.
Umweltfreundlichkeit?
Beim Thema Elektromobilität betonen Bratzel und Büskens zudem die Frage der Umweltfreundlichkeit. Die Herstellung der Batterien und Gewinnung der Rohstoffe sei ebenfalls problematisch. Zudem müssten 25 Prozent mehr Strom produziert werden, sollten alle Fahrzeuge elektrisch laufen, erklärt Büskens. "Wo sollen diese 25 Prozent herkommen?" Wichtig sei, dass diese Entwicklung auch mit Blick auf den Klimawandel richtig in Angriff genommen werde und nicht etwa zu mehr Atom- oder Kohlestrom führe.
Zum Abschluss erinnert Bratzel noch einmal daran: Der Schlüssel liegt in der Begeisterung. Die neue Mobilität müsse nicht nur Pflicht sein, sondern den Menschen Spaß machen. Nur dann gehen sie die neue Entwicklung mit, denn wenn Technik begeistert, "dann frage ich auch nicht mehr nach dem letzten Cent."