Karin Kohl*, 32 Jahre, MS-Diagnose 2016, Coimbra-Protokoll seit Juli 2018
Ich habe irgendwann wahnsinnig mit der Schulmedizin und den Spritzen gehadert. Durch Zufall habe ich dann vom Coimbra-Protokoll erfahren. Ich habe mir das dann angehört, habe mich in einer Praxis in Freiburg informiert und hatte den Eindruck, dass das wissenschaftlich fundiert und kein Hokuspokus ist. Es wurde mir gut und nachvollziehbar erklärt. Meine Frustration von den Nebenwirkungen der Spritzerei war so groß – man macht sich da kein Bild. Ich bin beruflich viel unterwegs und dann muss man immer die Spritzen dabei haben. Das sind große Einschränkungen und daher waren meine psychischen Nebenwirkungen groß. Bei Vitamin D habe ich angenommen, dass es keine Nebenwirkungen gibt, ich hatte jedenfalls die Hoffnung. Daher war ich super dankbar, dass es da eine Option gab. Aber ich war auch sehr verhalten und sehr skeptisch, habe mich dann dennoch entschieden, umzusteigen.
Seitdem ich das Coimbra-Protokoll mache, habe ich meinen Neurologen nicht mehr gesehen, mit ihm habe ich darüber auch gar nicht gesprochen. Ich habe das Protokoll in Kooperation mit meinem Hausarzt angefangen. Er hat mich nicht gebremst, so wie man das ja manchmal als Reaktion von Ärzten hört oder liest. Mein Hausarzt war kooperativ und freundlich. Man muss natürlich immer die eigene Erwartungshaltung bedenken, muss realistisch bleiben, darf keine Wunderheilung erwarten. Man darf sich nicht die Hoffnung machen, dass man hinterher gesund ist, das verspricht einem ja auch keiner. Die Krankheit in Remission zu bringen, das ist das Ziel.
Meine Erwartungen sind aber definitiv übertroffen worden. Am meisten merke ich eine psychische Auswirkung, über mir hängt nicht mehr dieses Damoklesschwert, dass ich immer an diese Spritzen denken muss und daran, dass ich chronisch krank bin. Jetzt nehme ich ein Nahrungsergänzungsmittel ein, das ist eine andere Kategorie und belastet mich daher psychisch auch nicht so. Ich war schon so sehr in der Frustration festgefahren und hatte ständig Angst, dass ich so etwas gar nicht mehr gehofft hatte. Ich hatte davor zum Beispiel Panik, wenn mein Arm eingeschlafen war, dass wieder ein Schub kommt. Mittlerweile denke ich mir: Gut, jetzt ist halt der Arm eingeschlafen.
Mein größter Wunsch wäre es, dass Ärzte beziehungsweise Kassen die Kosten übernehmen würden – auch wenn es mir das tausend Mal Wert ist, die Kosten selbst zu tragen. Die Spitzen hat die Kasse schließlich auch bezahlt. Das hält mich jetzt nicht von der Therapie ab, aber es gibt Leute, für die ist die eigene Finanzierung schwierig. Insofern sollten sich eher die Kassen und die Pharmaindustrie bewegen als die Verantwortlichen des Coimbra-Protokolls. Es geht in der hochindustrialisierten Zeit aber vor allem um wirtschaftliche Interessen, auch bei Autoimmunkranken. Und ich bin mir nicht sicher, ob sich die Pharmaindustrie bewegt, da bin ich eher skeptisch. Das deutsche Gesundheitssystem gibt da nicht den richtigen Anreiz.
Was mir aber auch noch wichtig ist: Ich habe mich am Anfang gefragt, warum das Coimbra-Protokoll nicht jeder macht. Jetzt weiß ich: Es ist echt anstrengend. Ich muss viel Sport machen, genau auf meine Ernährung gucken. Es ist nicht so, dass ich mir drei Tröpfle Vitamin D reinhaue – und dann ist alles gut.
*Name geändert