In der Fußballweltrangliste stehen die Isländer im Moment auf Platz 36, vor acht Jahren waren sie noch Nummer 112. Doch schon damals investierten sie kräftig und vorausschauend in den Sport: Sieben Fußballhallen entstanden, die ein Ganzjahrestraining möglich machen. Die erste Halle eröffnete im Jahr 2000 in der Nähe des internationalen Flughafens. Dort trainieren sechs- bis zwölfjährige Nachwuchskicker auf einem Originalspielfeld mit allerbestem Kunstrasen, statt wie zuvor auf kleinen Basketballplätzen.
Doch der Bolzplatz allein macht noch keinen Profifußballer. Das weiß auch der isländische Fußballverband, der anordnete, dass alle Mannschaften einen Trainer mit UEFA-Lizenz haben müssen. Deshalb kümmern sich um den isländischen Fußballnachwuchs nicht irgendwelche Väter in ihrer Freizeit, sondern über 850 Lizenz-Trainer - mehr Trainer pro Kopf gibt es sonst wohl nirgends auf der Welt.
Bei der Europameisterschaft 2016 ist Island so eine kleine Sensation gelungen, die sie zum Favoriten der Herzen machten: Nach einem Unentschieden beim Auftakt gegen Portugal, zogen die Isländer mit einem 2:1 gegen England sogar ins Viertelfinale ein, wo sie gegen Gastgeber Frankreich mit 2:5 ausschieden. Die Sympathie ganz Europas hatten sie bis dahin längst gewonnen, und die ihrer Fans zuhause sowieso. So war es auch kein Wunder, dass das Auftakts-Unentschieden der Isländer gegen den Favoriten Argentinien bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland auf der Insel für eine Traumquote sorgte: 99,6 Prozent der Isländer saßen vor dem Fernseher und erlebten mit dem Treffer Alfred Finnbogason das erste WM-Tor eines Isländers überhaupt. Der Sender spaßte hinterher, dass die restlichen 0,4 Prozent in Russland auf dem Platz standen.