+ + Vorbericht zum Regionalliga-Auswärtsspiel gegen Optik Rathenow + +
Man mag es gar nicht glauben, aber es ist bereits elf Wochen her, daß der letzte Spieltag der alten Saison abgepfiffen wurde. Durch die Weltmeisterschaft verging die regionalligafreie Zeit wie im Flug. Am kommenden Sonnabend startet die neue Saison für den FC Oberlausitz mit einem Auswärtsspiel. Die Reise geht zu Optik Rathenow, Steffen Hösel aus Magdeburg wird die neue Spielzeit für beide Vereine 13:30 Uhr im Stadion „Vogelgesang“ anpfeifen.
Als die Neugersdorfer vor drei Jahren erstmals in der Regionalliga auftauchte, stieg aus der Nordstaffel auch Rathenow auf. Beide trafen sich früh in der Saison, 2:2 trennten sich die Kontrahenten damals in einer packenden Begegnung, das Rückspiel gewannen die Neugersdorfer mit 2:1. Ronald Wolf, Oliver Merkel, Karl Petrick und Jaroslav Dittrich waren damals schon dabei, bei den Rathenowern sind es heute sogar noch sieben Spieler, die in diesen Partien mitwirkten. Dabei ist auch noch der Trainer, den man ruhigen Gewissens als Urgestein bezeichnen kann - Ingo Kahlisch. Arsen Wenger war 22 Jahre bei Arsenal, Otto Rehhagel 14 in Bremen, die schlägt Kahlisch locker. Er geht in Rathenow in seine 30. Saison als sportlich Verantwortlicher – im Fußball eine nahezu unvorstellbare Zeit. Durch ihn hat sich Optik im Berliner Umfeld einen guten Ruf erworben. Er setzt auf Jungs, die aus A-Junioren-Mannschaften den Sprung zu den hauptstädtischen Top-Klubs nicht schafften. Dabei achtet der Coach besonders darauf, daß seine Akteure auch neben dem Fußball ein Auskommen haben. Deshalb war für ihn der sofortige Abstieg damals auch keine Katastrophe, „… für uns ist die Regionalliga wie Champions League“ ist sein Credo. Nachdem es in diesem Jahr wieder mit dem Aufstieg geklappt hat (sechs Punkt vor Tennis Borussia), ist er also wieder ganz oben angekommen – dort, wo die Neugersdorfer auch in diesem Jahr antreten … mit einem neuen Trainer.
Karsten Hutwelker kennt beide Seiten des Geschäfts. Einerseits war er selbst Profi, spielte u.a. in den 90er Jahren für Düsseldorf, Wattenscheid und Bochum in der Bundesliga. Andererseits ist er seit 2010 Trainer, zuletzt bei der SSVg Velbert in der Oberliga Niederrhein. Trotzdem kennt er die Regionalliga Nordost aus eigener Erfahrung, 2014/15 arbeitete er für den FC Carl Zeiss Jena. Er mußte in der Vorbereitung eine neue Mannschaft formen, denn der Aderlaß an Spielern ist diesmal beträchtlich. Junge Spieler (Sanftenberg, Dintiu, Fiebig), die den Sprung nicht schafften, verließen den Verein. Pokorný, Mietzelfeld, Becker, sowie Matula, der Stammspieler war, kamen in den beiden letzten Spielzeiten zum Einsatz, stehen nun ebenfalls nicht mehr zur Verfügung. Besonders wehtun dürften die Abgänge von Löwe (war von Dresden ausgeliehen), Vidal und Vachoušek. Sie sorgten für die kreativen Momente im Spiel der Neugersdorfer. Deshalb hat der Trainer in der Vorbereitung sehr viel experimentiert und einigen jungen Spielern, die den Aufstieg in die A-Junioren-Regionalliga schafften aber nun im Männeralter sind, Einsatzmöglichkeiten gegeben. „Maximilian Schmidt, Mohamed Djahdou und Colin von Brezinski haben sich mit guten Leistungen in den Blickpunkt gespielt“ sie können sich durchaus Chancen ausrechnen, im Rathenow-Kader zu stehen. Bis auf Jan Stohanzl, der sich mit einer langwierigen Achillessehnenverletzung, die ihm um die gesamte Vorbereitungszeit gebracht hat, herumplagt, sind alle Spieler einsatzbereit. Hutwelker kann somit aus den Vollen schöpfen. „Wir werden bei Optik auf einen euphorischen Aufsteiger treffen, der sein erstes Heimspiel positiv gestalten will. Da müssen wir zuerst über die Zweikämpfe ins Spiel finden“ blickt der Trainer voraus. Wichtig dabei ist, daß die vielen individuellen Fehler, die gerade zuletzt in Plauen (6:2-Sieg) aber besonders in Cottbus (1:6) zu einer Flut von Gegentoren führten, ausgemerzt werden. „Allen Toren gingen einfache Fehler im Aufbauspiel voraus. Wir haben den Kontrahenten den Ball und damit die Tore auf dem Tablett serviert.“ Daran muß noch gefeilt werden, denn „… wir wollen unbedingt etwas Zählbares mitnehmen, um gut in die Saison zu starten.“
Ein kurzer Blick in die Statistik läßt auf Gutes hoffen – der FCO gewann bisher alle seine Auftaktspiele in der Regionalliga, 2:0 in Meuselwitz, 4:0 gegen Luckenwalde und 3:0 im Vorjahr gegen Bautzen. Ein gutes Omen, es nährt die Hoffnung, daß sich das elfwöchige Warten gelohnt hat.
Jens Kölz