Spielbericht - 1⃣.Männer-Mannschaft (Punktspiel)
Regionalliga - 11.Spieltag - Mittwoch, 03.10.2018 - 13:30 Uhr
FC Oberlausitz Neugersdorf 🆚 FC Rot-Weiß Erfurt 2⃣:2⃣ (1⃣:0⃣)
Tore: 1:0 Bocar Djumo (37.), 2:0 Jakub Moravec (47.), 2:1 Shala (53.), 2:2 Jovanovic (79.)
„Bei mir herrscht einerseits eine Riesenenttäuschung vor, andererseits gilt aber auch meine Anerkennung der Leistung meiner Mannschaft. Im Vorfeld wären wir mit einem Unentschieden vielleicht einverstanden gewesen. Aber nach dem Ablauf dieser 90 Minuten können wir zum wiederholten Male mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein.“ Karsten Hutwelker war nach der Partie des FC Oberlausitz gegen den FC Rot-Weiß Erfurt richtig angefressen. Dabei sah seine Mannschaft kurz nach dem Wechsel wie der sichere Sieger aus, spielte mit einem Zwei-Tore-Vorsprung im Rücken gegen einen dezimierten Gegner und mußte sich am Ende doch mit einem Unentschieden begnügen.
Nach einem sehr flotten Beginn mit Chancen auf beiden Seiten (Bocar Djumo (1.) - Velimir Jovanovic (2.)) ebbte der Anfangsschwung etwas ab. Beide Mannschaften neutralisierten sich. Die Erfurter versuchten die Neugersdorfer herauszulocken und dann mit steilen Pässen zu knacken, die standen aber hinten sehr aufmerksam und ließen dem namhaften Sturmduo Shala / Jovanovic keinen Spielraum. Vorn konnten sie die Rot-Weißen aber auch nicht in Gefahr bringen. Nach einer halben Stunde drehten die Gäste auf und hatten durch Darryl Guerts die Riesenchance zur Führung, die der Erfurter aus acht Metern liegenließ (30.). Kurz darauf schlitterte er ganz knapp an einer scharfen Eingabe Jovanovics vorbei (34.). Doch da fühlten sich die Gäste schon etwas benachteilig, weil Jovanovics Treffer (33.) wegen Abseits nicht galt, erst recht, als bei einem Konter der Neugersdorfer Micolai Lorenzoni vom Platz flog (35.). Zu allem Erfurter Überfluß und zum Jubel der Gastgeber verwandelte der Gefoulte Bocar Djumo den fälligen Freistoß aus 17 Metern sehenswert ins linke obere Eck zum 1:0 für seine Mannschaft. Es muß für den Portugiesen wie Balsam für die Seele gewesen sein nach den vielen Möglichkeiten, die er in den letzten beiden Begegnungen versiebte.
Nach dem Wechsel sollte es für die Neugersdorfer noch viel besser kommen. Jakub Moravec drehte sich um seinen Gegner und hob den Ball aus spitzem Winkel ins lange Eck zum 2:0. Die Weichen waren auf Sieg gestellt. Doch in die Euphorie mischt sich Neugersdorfer Schlendrian und Erfurter Moral: „Nach dem Rückstand und der Roten Karte mußten wir uns erstmal schütteln. Nach dem 0:2 hatten wir nichts mehr zu verlieren.“ Thomas Brdarics Mannschaft kam schnell zum Anschlußtreffer, weil sich die Hintermannschaft der Oberlausitzer in dieser Szene nicht entschlossen genug dagegenstemmte. Lukas Novy konnte flanken, Petar Lelas Kopfball machte Patrik Klouda mit einem herrlichen Reflex zunächst zunichte doch Andis Shala durfte abstauben. Danach war es ein offenes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten, Moravec (58.) und Lukas Knechtel (67.) für Neugersdorf sowie Morten Rüdiger (64.) für Erfurt hatten die besten. Nachdem Brdaric in der 70. Minute zum dritten Male ausgewechselt hatte, mußte eine Viertelstunde vor dem Ende der Erfurter Kevin Pino Tellez den Platz verletzt verlassen, so daß die Gäste mit zwei Spielern weniger auf dem Feld standen – und doch kamen sie noch zum Ausgleich. Einen Freistoß Novys köpfte Lela aufs Tor, Klouda hatte die Kugel eigentlich schon in seinen Händen, ließ sie fallen und Jovanovic nahm das Geschenk an (79.). „Spätestens, als Erfurt nur noch zu neunt war, hätten wir viel ruhiger und befreiter aufspielen können. Stattdessen machen wir zwei Fehler, die zu den Gegentoren führen.“ Trainer Hutwelker war entsetzt. Am Ende drehte seine Mannschaft zwar nochmals auf, doch Antonin Rosa (83., 90.) und Josef Marek (90+2.) konnten das Ruder nicht mehr herumreißen.
Nach der Partie äußerte Brdaric seine Freude („Wenn man in der letzten Viertelstunde mit neun Mann spielt und mit einem 2:2 nach Hause fährt, dann kann man auch zufrieden sein.“) und Hutwelker seinen Frust („Es war viel mehr drin, wir waren erst ein, dann zwei Mann mehr.“). Am meisten ärgerte den Neugersdorfer Trainer das Mißverhältnis aus Aufwand und Nutzen der letzten Partien: „Wenn ich sehe, was wir in den letzten drei Spielen investiert haben und was dabei als Ertrag herumgekommen ist, dann klafft die Schere ganz weit auseinander. Wir haben die Gegner immer wieder zurückkommen lassen bzw. eigenen Chancen nicht so verwertet, daß man frühzeitig für klare Verhältnisse sorgt.“ So auch diesmal – es war auch an diesem Nachmittag deutlich mehr für die Oberlausitzer drin.
Am Sonnabend reisen die Neugersdorfer nach Auerbach. Für Tipexperten dürfte das Spiel eine sichere Bank sein, denn alle bisherigen Regionalliga-Auftritte der Oberlausitzer im Vogtland gingen nach eigener Führung 1:1 aus, wobei der VfB stets der moralische Sieger war. Vor zwei Jahren entriß Torhüter Stefan Schmidt mit einem Kopfball in der Nachspielzeit den Neugersdorfern den Sieg. In der vergangenen Saison kam der VfB in doppelter Unterzahl (Sieber und Mattern waren vom Platz geflogen) noch zum Ausgleich. Auch im Pokal-Achtelfinale der Saison 16/17, am Sonnabend auf den Tag genau vor zwei Jahren, gab es ein 1:1. Der VfB gewann das Elfmeterschießen und die Neugersdorfer die Erkenntnis, daß ein Unentschieden in Auerbach stets eine gefühlte Niederlage ist Beide Mannschaften stehen derzeit im Mittelfeld der Tabelle, es riecht wieder nach einer Punkteteilung...
Jens Kölz
FC Oberlausitz Neugersdorf:
Klouda - Rosa, Petrick, Sisler, Träger, Dittrich, Knechtel (86.Koch), von Brezinski, Schmidt (81.Marek), Moravec (72.Wolf), Djumo
FC Rot-Weiß Erfurt:
Cichos - Shala, Hasse (58.Rüdiger), Novy, Geurts (39.Adomah), Tellez, Gladrow (70.Kelbel), Lorenzoni, Becken, Lela, Jovanovic
Zuschauer: 656
SR: Johannes Schipke
SRA: Max Mangold, Tobias, Hagemann