Letztes Update:
20190424130348

Ja, wir brauchen eine neue, bessere Streitkultur!

17:47
12.08.2018
Zensur in sozialen Netzwerken, der Aufbau einer virtuellen Sprachbehörde, stupides Schwarz-Weiß-Denken nach dem Gut-Böse-Schema und Psycho-Noten in der öffentlichen Debatte stören den meinungsbildenden Diskurs, der in einer liberalen und pluralistischen Gesellschaft und einer stabilen Demokratie unbedingt nötig ist. Interessant sind die Kernpunkte für einen fairen Debattenstil, die nun der CDU-Minister Jens Spahn in der „taz“ anführte:
  1. Gelassenheit
  2. Prüfung von Vorschlägen auf ihren sachlichen Gehalt
  3. Respekt für Kontrahenten
  4. Zurückhaltung im Umgang mit großen Begriffen wie "die Mitte" oder "die Moral"
Die Debatten müssten mutiger und „wirklichkeitsgesättigter“ werden. In der Tat sind die Punkte des Bundesgesundheitsminister - ungeachtet dessen politischer Couleur - wie Grundpfeiler nicht nur für Politik, sondern auch die zahlreichen erbittert ausgeführten Meinungskriege in der Wirtschaft. 

Meinungsfreiheit ist angesichts staatlicher Zensuren in anderen Ländern Europas ein sehr hohes Gut. „Zunächst darf mal jeder so reden, wie ihm das Maul gewachsen ist“, konstatierte Norbert Lammert, Elder Statesmen der Bundespolitik. Allerdings müsse es umgekehrt jeder akzeptieren, wenn seine Wortwahl auf Kritik stoße. "Die gleichzeitige Erwartung, dass man sagen kann was man will, aber von Kritik nicht behelligt werden darf - diese Erwartung ist grotesk“, so der frühere Bundestagspräsident.

Was bedeutet das für uns?
Just in der herablassenden Oberflächlichkeit in sozialen Netzwerken, wo oftmals nur Teile von Schlagzeilen bruchstückhaft wahrgenommen werden, ist erst Lesen, dann Denken und dann erst Kommentieren angesagt. Längst zeugen peinlich anmutende Kommentierungen auch von Führungskräften von gewollter Unwissenheit und lassen an Führungsqualitäten zweifeln. 
Auch bei Facebook & Co. sind Grundwerten der fairen und sachorientierten Debatte zurückzubringen.

Carsten Hennig