Droga5-Gründer David Droga hat am Montag mit einem viel gefeierten Vortrag die Cannes Lions eröffnet. Er warnte Kreative aller Welt davor, sich ihrem eigenen Hype zu ergeben. Die Kollegen von Campaign und W&V waren dabei:
Es war ein ziemlich cooler Auftritt, den Droga da hingelegt hat im Palais des Festivals. Souverän vom Sessel aus referierte der Top-Kreative eine Dreiviertelstunde lang frei im Monolog vor hunderten Zuhörern. Er sprach über seinen Werdegang, seine Erfolge, auch das Scheitern und Werbung im Allgemeinen. Kurz: Droga zog Bilanz.
Der Mann, 1968 geboren, hat mal ziemlich klein angefangen, als Botenjunge einer großen Werbeagentur in Sydney, wie er erzählt. An seinen damaligen Chef kann er sich noch gut erinnen; der hat ihn immerzu angeschrien. Droga suchte sich einen neuen Job, ging als Junior Copy Writer zu einer anderen Agentur. Sein Chef habe ihn dafür verflucht, sagt er. Selber schuld.
Er selbst versucht es heute anders zu machen, es gehe um Respekt. Bis David Droga allerdings seine eigene Agentur gründen konnte, hat er viele Stationen durchlaufen. Er war bei Start-ups wie Agenturen in Singapur, London (beide Saatchi) und New York (Publicis). Überall hinterließ er Spuren, seine Arbeitgeber profitierten kreativ enorm von ihm. Droga5 entstand 2006.
Um weiterzukommen, hat er sich immer selbst aus der Komfortzone drängen müssen. "Mentoren", sagt er, "waren mir wichtiger als Sicherheit." So ist aus David Droga der Werber geworden, als den man ihn heute kennt. Ein Mann, der vor Ideen sprüht, aber auch den Wandel begrüßt, der mit der Digitalisierung Einzug hält. Er weiß, dass zum Erfolg harte Arbeit gehört. Kreative Menschen müsstsen mehr leiden als andere, denn sie können niemals zufrieden sein, blieben sie ihren Idealen treu. Er halte sich bis heute daran.
Nicht immer ging es nur aufwärts. Auch Droga kennt Niederlagen. Zwei Kollegen sind über die Me-Too-Debatte gestolpert, die Agentur musste sich wegen sexueller Übergriffe von zwei führenden Kreativen trenen. "Gute Kreation überdeckt nicht alle Mängel", sagt er. Nicht einfach das.
Gute Werbung liebt David Droga noch immer. Aber man müsse schon viel scheußliches Zeugs ertragen. "Fahren Sie mal nach Cannes rein, dann kommen Ihnen die hässlichsten Billboards entgegen." Das dürfe nicht sein. Kommunikation muss den Menschen etwas mitgeben, sie mit außergewöhnlichen Iden bewegen. Es fehle da auch am Mut der Kunden.
Und noch ein Problem gibt es: die Kreativen selbst. Hier in Cannes beobachte er doch viele Kollegen, die sich an ihrer Arbeit berauschten. Das lenke den Blick ab vom Wesentlichen. "Ihr sollt es genießen, aber Euch nicht täuschen lassen." Kreative dürften sich selbst nicht so wichtig nehmen, sonst verlören sie den Kontakt zu den Verbrauchern. Bei Droga5 wollen sie mit gutem Beispiel vorangehen.
Conrad Breyer