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„Ich dachte, heute muss jemand sterben“: Mannheimer Messerstecher legt Geständnis ab

11:21
25.03.2025
Der Attentäter Sulaiman A. hat vor Gericht seine Tat gestanden. Am Dienstag beschreibt er detailliert, wie der Messerangriff auf dem Marktplatz aus seiner Sicht ablief und wie er am Ende den Polizisten Rouven Laur ermordet.

Der Mannheimer Messerangreifer Sulaiman A. hat vor dem Stuttgarter Oberlandesgericht erstmals selbst über die schreckliche Tat vergangenen Mai gesprochen.
Er habe sich in den Monaten vor der Tat auf der Online-Plattform Telegram radikalisiert und sei mit dem klaren Plan auf den Mannheimer Marktplatz gefahren, um den Islamkritiker Michael Stürzenberger zu töten. Stürzenberger von der „Bürgerbewegung Pax Europa“ (BPE) hatte am 31. Mai vergangenen Jahres zu einer Kundgebung auf den Marktplatz eingeladen. „Ich war entschlossen, den Herrn Stürzenberger umzubringen“, sagt der Angeklagte am Dienstag.

Er sei nach Mannheim zum Bahnhof gefahren und dann mit der Straßenbahn weiter auf den Marktplatz. „Dann habe ich gesehen, dass er da ist“, sagt der 26-Jährige. Er wartete auf den Moment, bis sich zwei Polizisten vom BPE-Stand etwas entfernten, „Dann bin ich auf ihn los. Ich habe mein Messer rausgezogen, dann habe ich zwei Mal auf Stürzenberger gestochen“, erklärt der Angeklagte.

Zwei Stiche gegen Polizist Laur
 
Kurz darauf seien andere Menschen vom Stand dazugekommen, die Situation wurde unübersichtlicher. Sulaiman A. beschreibt, dass er auch auf die anderen Personen mit dem Messer zustach. „Aber ich dachte, Stürzenberger ist tot. Dann habe ich gesehen, dass er aufgestanden ist und noch lebt“, sagt der Afghane. In der chaotischen Situation habe er dann auf einmal den Polizisten Rouven Laur gesehen, und „in dem Moment dachte ich, heute muss jemand sterben“, sagt Sulaiman A.. „Dann habe ich zwei Mal auf Herr Laur eingestochen.“
Danach wurde er angeschossen, hatte große Schmerzen und habe nur noch die Pflastersteine des Mannheimer Marktplatzes gesehen. „Ich dachte, ich träume alles.“ Nach seinem Geständnis am Vormittag, wird sich der angeklagte Afghane am Nachmittag weiteren Fragen zur Tat vom Vorsitzenden Richter Herbert Anderer stellen.

Simon Müller

Angeklagter verweist nach Messerangriff auf Gaza-Krieg

10:49
25.03.2025
Der Angeklagte im Prozess um die tödliche Messerattacke auf dem Mannheimer Marktplatz hat bei der Aussage zur Tat und den Vorwürfen auf den Gaza-Krieg verwiesen. „Mit Beginn dieses Gaza-Kriegs hat sich mein Leben verändert“, sagte Sulaiman A. vor dem Oberlandesgericht Stuttgart. Er habe mehrere Kanäle auf Telegram abonniert, wo er getötete Männer, Frauen und Kinder gesehen habe. „Ich habe jeden Tag geweint.“

Der Afghane ist unter anderem wegen Mordes und versuchten Mordes angeklagt. Nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft hat der mittlerweile 26-Jährige am 31. Mai 2024 bei dem Angriff in Mannheim sechs Menschen mit einem Messer verletzt: fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) sowie den 29-jährigen Polizist Rouven Laur. Der Beamte starb zwei Tage später an seinen schweren Verletzungen.

Auslöser des Gaza-Kriegs war das Massaker palästinensischer Terroristen aus dem Küstengebiet am 7. Oktober 2023 in Israel mit 1.200 Toten und rund 250 Verschleppten. Seither kämpft Israel gegen die islamistische Hamas in Gaza, wo laut der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen bisher mehr als 50.000 Menschen getötet wurden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Der Bundesanwalt geht davon aus, dass Sulaiman A. Sympathien für die Terrormiliz Islamischer Staat hegt. Schließlich sei er zur Überzeugung gelangt, dass es nicht nur legitim, sondern seine religiöse Pflicht sei, vermeintlich Ungläubige zu töten, hieß es.
Der Angeklagte hatte zuletzt mit Frau und Kindern im hessischen Heppenheim gelebt - rund 35 Kilometer nordöstlich von Mannheim.

dpa