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Tagebuch (2): Die Sache mit der Orientierung

14:36
15.01.2025
Am Mittwoch bin ich zum ersten Mal ein bisschen um meine dänische Unterkunft gejoggt – und ich habe mich gleich verlaufen. Es ist schon tückisch hier. Im Auto war ich auch mal kurz konfus. Ich war mir sicher, dass ich zum Hotel an der Ampel rechts abbiegen muss, aber es ging links herum weiter. Das flache Land macht die Orientierung etwas schwieriger. So stand ich auf dem Rückweg meines Morgenlaufs auf einmal vor einer kleinen Kirche. Dessen ungeachtet ist „meine“ Strecke sehr schön, sie führt durch eine Wohngegend und mündet in einen Feldweg mit einer Wiese und Bäumen. Die Sonne schien.

Ich fand zurück, und ich bin überzeugt, notfalls hätte man mir geholfen. Die ersten Dänen, mit denen wir es hier zu tun bekamen, waren außerordentlich nett und freundlich. Im Hotel hat uns ein junger Mann angesprochen, einfach so. Er verbringt seinen Urlaub in Herning. In Herning? „Ja, ich wollte mal daheim raus, einfach ein paar Kilometer weg, und da hat es hier gepasst. Keine große Reise. Ich mache Wellness und ein bisschen Sport“, berichtete er. Prima. Die thüringische Delegation des ThSV Eisenach begann im Frühstücksraum kurz vor 10 Uhr schon mit der ersten Runde eines Kartenspiels.

Als ich am Dienstagabend in der Jyske Bank Boxen, der Arena in Herning, vor dem Spiel der Dänen die Helfer um einen zweites Umhängeband für meine Eintrittskarte bat, konnten die Damen und Herren mir zunächst nicht weiterhelfen. Ich möge doch bitte am nächsten Tag wiederkommen. Ich war ein paar Meter von dem Counter weg, da lief mir eine ältere „Freiwillige“ hinterher und gab mir ihr Band. „Ich kann mir problemlos ein neues besorgen“, sagte sie.

Nach dem Frühstück habe ich versucht, bei Lene, der Frau für alles im Hotel, Pluspunkte zu sammeln. Ich räumte den Tisch ab und brachte ihr mein Geschirr. „Ich wollte ein bisschen behilflich sein“, flötete ich. Sie deutete auf die Teller und Tassen in der Küche und bot mir an: „Sie können gerne den Abwasch machen!“

„Oh, ich habe heute sehr, sehr, sehr viel zu tun“, antwortete ich. Sie lachte laut, und ich rannte schnell davon.

Udo Schöpfer

Udo Schöpfer

Tagebuch (1): Ein Spezialauftrag während der Reise nach Dänemark

10:05
14.01.2025
Früher haben die lustigen Tanten immer gesagt: Wenn Engel reisen, lacht der Himmel.

Oder so.

Dieser Satz ist mir am Montag wieder eingefallen, denn über Hunderte von Kilometer hatten mein Kollege und ich auf der Fahrt von der Pfalz nach Flensburg milden Sonnenschein, es war klar, es gab keine Niederschläge und keinen Stau. Auch der berühmt-berüchtigte Elbtunnel bereitete keine Probleme. Ab 16 Uhr wurde es dann dunkel.

Umständehalber bin ich diesmal zur Weltmeisterschaft mit einem Dienstwagen gereist. Die Halle, der Ort der Pressekonferenzen der deutschen Mannschaft, die eigene Unterkunft, das alles liegt verstreut auf dem Land, und ohne ein Auto ist das Programm nicht zu bewältigen.

Wir machten am Montag nur einmal richtig halt, unweit von Hildesheim. Bei einer Autobahnraststätte war ein Pavillon mit Kaffee und Kuchen. Es entspann sich folgender Dialog mit der Angestellten.

„Brrr, kalt hier.“

„Ja, das können sie wohl sagen. Ich bin schon ganz verfroren und das für 15 Kunden am ganzen Tag.“

„Heizung kaputt?“

„Nein, der Chef hat vergessen, Gas zu bestellen.“

„Oje. Das geht ja gar nicht.“

Bevor sich die ältere Damen wieder ins Hinterzimmer zu ihrem Strahler verzog, sagte ich: „Ich habe noch einen Spezialauftrag. Können Sie mir die Wärmeflasche mit heißem Wasser auffüllen?“

Für den sehr lange beanspruchten Rücken versprach das wohlige Entspannung.

„Ja, mache ich. Ich kann mitfühlen.“

Der Ischiasnerv.

In Flensburg-Handewitt machten wir wie geplant Zwischenstopp. In der Nähe der Autobahn lag unser Budget Hotel, umgeben von einer Tankstelle, dem Scandinavian-Park, einem Einkaufszentrum, Angel Joe und einer Spielhalle. Hier kann man überall schon mit dänischen Kronen bezahlen.

Die letzten 170 Kilometer am Morgen waren dann nur noch Tagesform. Die Grenzbeamten hatten Besseres zu tun, als uns zu kontrollieren. Sie lugten konzentriert auf ihr Handy.

Nach 950 Kilometern ... war das kleine Hotel in Herning verschlossen. Der Code funktionierte nicht. Ich rief eine Hotelnummer an. Aber dann kam Lene, plötzlich war sie da. Apropos Engel. „Der Code funktioniert erst ab 12 Uhr“, erklärte sie. Die Angestellte ließ uns aber schon ins Hotel, wies uns die Zimmer zu und verglich noch einmal den Zimmercode.

„Möchten Sie es einmal probieren?“, fragte sie.

„Nein, ich bleibe lieber im Zimmer“, antwortete ich.

Und dann ging es auch schon los.

Udo Schöpfer