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Silvia Izquierdo

16 Minuten Nachspielzeit und zwei Stunden Videocheck

19:10
24.07.2024
Bei der Fußball-EM haben wir uns in den vergangenen Wochen oft und laut über den Videoassistenten, fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen und unklare Kommunikation der Unparteiischen aufgeregt. Aber so etwas wie nun bei Olympia ist während des Turniers in Deutschland wahrlich nicht passiert - und die Spiele haben noch vor der Eröffnung ihr erstes sportliche Kuriosum. 

In St. Etienne, wo Teile der Vorrunde gespielt werden, führte Marokko am Dienstagnachmittag zum Beginn der zweiten Halbzeit 2:0 gegen den Favoriten aus Argentinien. Doch der zweimalige Olympiasieger kam zurück. Nach 68. Minuten stand es 2:1, in der 16. (!!!) Minute der Nachspielzeit erzielte Cristian Medina den Ausgleich. 

Die Argentinier feiert, von den Tribünen flogen Plastikflaschen, Becher und andere Gegenstände. Wütende marokkanische Fans stürmten auf den Platz. Schiedsrichter Glenn Nyberg aus Schweden pfiff, die Mannschaften rannten in die Kabinen. Doch Schluss war noch nichts. 

Zwar wurden die Zuschauer aufgefordert, das Stadion zu verlassen - und die meisten im Stadion gingen davon, dass das Spiel vorbei sei. Alles hatten sich mit dem Unentschieden abgefunden, der offizielle Olympia-Ticker meldete "end of play". Zugleich hieß es, es müsste noch eine Abseitsentscheidung überprüft werden und auf den Video-Leinwänden war nur von einer "Unterbrechung" der Partie die Rede. 

Der Schiedsrichter hatte keineswegs den Plan, das Spiel zu beenden. Vielmehr sollte die Situation beruhigt werden. Drei Minuten waren noch zu spielen, und die sollten anschließend auch gespielt werden. Das war auch nicht allen Spielern und Trainern klar, die Verwirrung in St. Etienne war offenbar groß.

Zwei Stunden später betraten die Kicker für drei Minuten wieder das Feld. Ohne Zuschauer auf den Rängen zwar, dafür mit abgeschlossenem Videocheck. Siehe da: Schiedsrichter Nyberg erkannte den Ausgleichstreffer nach Ansicht der Videobilder wegen Abseits ab. In den restlichen drei Minuten gelang Argentinien kein Tor mehr - Auftakt ins olympische Turnier misslungen. 

Sven Wenzel