Dr. Martin Andree, Autor des Buchs "Big Tech muss weg!“ fordert in Würzburg den anwesenden Mediennachwuchs auf, zu überdenken, wie mächtig die digitalen Plattformen geworden seien.
Allein schon an den Werbespendings erkenne man das Gewicht; mit Werbung im Digitalen sei 2023 mehr erlöst worden als mit allen klassischen Medien zusammen. In allen Märkten ähnlich sei das Kräfteverhältnis zwischen Big Tech und Medien; 80 bis 90 Prozent aller Spendings würden auf die Digitalen vereint, der Rest reiche nicht aus, um eine demokratisch relevante Medienlandschaft zu finanzieren.
Auch die Aufmerksamkeit der Menschen würde sich auf
Google, Facebook, Insta, TikTok und Co. konzentrieren. Medien, Blogger, TV-Sender, die Öffentlich-Rechtlichen, Konzerne, E-Commerce außerhalb von Amazon – sie alle liegen aus Andrees Sicht auf dem „Friedhof“ der Aufmerksamkeit im Vergleich zu den GAFA genannten Digitalriesen. „Es gibt keinen fairen und offenen Wettbewerb im Internet“, macht der Kölner Dozent deutlich: „Wenn wir mit Digitalkonzernen ins Rennen gehen, dann dürfen die immer schon bei 1,80 Meter starten.“
Egal, welches Big-Tech-Unternehmen gemeint sei: Der Traffic unter den Plattformen sei „selbst zugeteilt“. Sie können sich den Traffic selbst zuschieben, „das freie Internet wurde abgeschafft“. Die Big Techs würden Monopole „übereinander stapeln“.
Als schwierig und aus deutscher Sicht gar „verfassungswidrig“ stuft Dr. Martin Andree auch ein, dass die digitalen „Monopolisten“ mit Absender USA sehr eng mit der US-amerikanischen Regierung im Austausch stünden. Er warnt vor der „Demokratiedämmerung“: „Wir tanzen nach den Algorithmen der Plattformen“, gibt der Kölner zu bedenken.
Einen Job machen die Big Techs aus seiner Sicht sehr gut: Den Menschen verklickern, dass dahinter ein weltverbessender Gedanke stünde, eine Share Economy. Dabei seien die GAFA in ihrem Auftreten vergleichbar mit den Feudalherren vergangener Zeiten. Seine düstere Prognose: „In der digitalen Zukunft haben wir keinen Wettbewerb mehr.“ Der Musiker beispielsweise müsse bei
Spotify oder
YouTube verkaufen, ein Rückfall in mittelalterliche Handelsstrukturen gehe damit einher. Ein System, das wir selbst geschaffen haben, erinnert Andree.
Was tun – nach Dr. Martin Andree?
- Freiheit für Outlinks schaffen, so kann Traffic außerhalb der Plattformen stattfinden.
- Offene Standards für Plattformen einführen, damit Inhalte frei zirkulieren können.
- Übertragungsweg und Inhalte sollten wirtschaftlich getrennt werden.
- Eine Obergrenze von 30 Prozent Marktanteil für Plattformen müssten eingeführt werden!
- Es sollte verboten werden, mit strafbaren Inhalten Geld zu verdienen …
Petra Schwegler