Selbst ein bewusst frisch, konstruktiv und andersartig aufgesetztes Angebot wie die News-WG im Bayerischen Rundfunk hat mit der um sich greifenden Nachrichtenmüdigkeit des Publikums zu kämpfen. Helene Reiner, die das Format entwickelt hat und gestaltet, hält mit „Qualität statt Quantität“ dagegen, mit weniger Aufgeregtheit, mit der steten Suche nach konkreten Vorschlägen, um mit schweren Themen besser umgehen zu können.
Der Macht der digitalen Monopolisten, die zum Auftakt von #TFM24 von Dr. Martin Andree geschildert wurde, ist sich Reiner bewusst. Sie mag nicht ausschließen, dass bei weiteren Veränderungen die eine oder andere Social-Media-Plattform nicht mehr bespielt werden könnte vom öffentlich-rechtlichen Absender. Sehr gezielt und bewusst wird in München ausgewählt, welche Plattform der „WG-Content“ markengerecht einsetzen kann und mit welchen Themen. Reiner berichtet von der Gratwanderung zwischen dem journalistischen Anspruch der ARD-Anstalt und dem Kampf um Aufmerksamkeit bei einem Publikum, das auf Clickbaiting reagiert.
Seriöse Informationen, die das virale Potenzial der Fake News nutzen: Das ist der Denkansatz für den Volksverpetzer. Der Mann hinter dem Blog, Thomas Laschyk, erklärt bei #TFM24, er wolle bewusst die Populisten und Absender von Desinformation „mit ihren eigenen Waffen schlagen“. Er fährt eine Strategie, die polarisiert: Emotionen triggern, um Aufmerksamkeit zu erlangen, gern mal auf Kosten der Sachlichkeit und Neutralität.
Doch kann es das Ziel sein, die Diskussion zusätzlich anzufeuern? Laschyk zerstreut die Bedenken von TRANSFORMING-MEDIA-Moderator Magnus Gebauer aus dem MedienNetzwerk Bayern. „Wir machen durchaus reißerische Schlagzeilen. Aber danach suchen wir den Twist und nutzen auch Satire, um den Leuten den Spiegel vorzuhalten“, berichtet der Blogger. Zudem würden alle Quellen transparent offengelegt, Faktenchecks gehören zum täglich Brot, Richtigstellungen kommen immer wieder vor. „Medien dürfen Fehler machen. Wichtig ist nur, dass sie auch offen angesprochen und korrigiert werden“, sagt der Volksverpetzer.
Kommt der KI-Tsunami zur Unzeit? Aus Sicht von Dr. Markus Oermann von der Würzburger THWS braucht es „definitiv“ weiterhin gut ausgebildete Journalist:innen, die Inhalte professionell einordnen und kommentieren können. Gerade vor dem Hintergrund der GenAI, die die Masse an Fake News erhöht.
Der Wissenschaftler durchleuchtet das Zusammenspiel von Medien, Gesellschaft und Politik vor allem auch vor dem Hintergrund neuer Technologien, die die Medienwelt stark verändern. Und wünscht sich bei #TFM24, dass sich die Medien selbst weiterentwickeln und ihre Türen für User öffnen, um Verständnis für ihre Arbeit und den Medienauftrag zu schaffen. Erst recht, wenn KI ein Teil der Redaktion wird.