Einerseits klassischer Journalismus, der heute zwischen kritischer Berichterstattung über den ökologischen Fußabdruck und dem wirtschaftlichen Druck aus der Anzeigenabteilung steht, und andererseits Influencer, die Gäste teils in ohnehin schon überlaufene Destinationen locken. Daher fragt MEDIA meets TOURISM: Wie wird nachhaltiger Tourismus gelebt und gezeigt?
Lea Hampel, freie Autorin, hat ihre Karriere mit klassischen Reisereportagen gestartet. Heute blickt sie mit ihren Berichten und Kommentaren auf das Phänomen Reise an sich. Und erkennt eine große Diskrepanz zwischen dem kolportierten Willen der Menschen, nachhaltiger zu reisen, und dem nach Corona wieder erstarkten Reiseaufkommen mit Fernflügen und Kreuzfahrten.
Ein Zwiespalt, der oft im Kleinen beginnt: Influencerin Jolana Dandl verwehrt sich zwar manchen Aufträgen wie etwa energieintensivem Heliskiing, muss aufgrund ihrer Arbeit mit vielen Reisen in entlegene Bergregionen oft aufs Auto für die Anreise zurückgreifen. Dandl rät zu großer Stringenz bei der Wahl der Auftraggebenden - wer für Naturreisen wirbt, kann nicht Unternehmen aus der Erdölindustrie zu den Kunden zählen.
Und ewig hindert der Zwiespalt...
Die Wirtschaftsjournalistin Lea Hampel konzentriert sich inzwischen für Publikationen wie Frankfurter Rundschau oder Süddeutsche Zeitung auf die Entwicklungen der Branche an sich. Und merkt bei der Konferenz kritisch an, dass viele Reiseanbieter sich das Label “Grün” unverdienterweise anhaften. Sie selbst wirkt gerade nicht als Reisejournalistin; es passe nicht, über die Unternehmen oder Urlaubsregionen kritisch zu berichten und dann Reisen in deren Auftrag anzutreten. Der Branche der Reisemagazine gehe es noch ziemlich gut, so Hampel. Immerhin nutzen die finanzstarken älteren Reisenden noch Print zur Inspiration, zudem buchen Werbekunden diese passenden Umfelder für ihre Hauptzielgruppe.
Weder Hampel noch Dandl haben die Erfahrung gemacht, dass ihre Einordnung für mehr nachhaltiges Verhalten im Urlaub positiv angenommen wird - nicht von Seiten der Auftraggeber:innen, nicht von Seiten des Publikums. Die Influencerin erklärt das mit dem Grundverständnis, das hinter Social Media steht: die Plattformen für gute Laune ...
Den Willen zur Veränderung registriert Lea Hampel bei Reiseanbietern, weiß aber auch um den wirtschaftlichen Druck, der gute Vorsätze schon mal in Luft auflösen lässt. “Sie wollen es oft, scheitern aber manchmal im Kleinen”, so die Journalistin. Ein auf Nachhaltigkeit bedachtes Hotel mit reduziertem Wäscheaufkommen sollte eben nicht zum Frühstück das üppige Wurstbuffet aufbauen, schlägt Lea Hampel vor.
Nicht allein die Reiseanbieter und Urlauber:innen tragen Verantwortung, um mehr Nachhaltigkeit in den Tourismus zu bringen: Die Politik müsse groß angelegte Projekte überdenken, vor allem in so empfindlichen Regionen wie den Alpen, so Dandl. Eigenverantwortung gehört bei ihr dazu: “Ich fahre nur noch Ski in meiner Gegend, wenn dort auch natürlicher Schnee liegt”, erklärt Dandl.
Sowohl Lea Hampel als auch Jolana Dandl werben für mehr Achtsamkeit und Respekt gegenüber Natur und Umwelt.