Etwa zur Halbzeit der Demonstrationen im gesamten Landkreis-Gebiet Kulmbach zieht die Polizei vorsichtig eine erste positive Bilanz. Es sei zu keinerlei Zwischenfällen gekommen, seit die drei Konvois aus landwirtschaftlichen Traktoren, Lkw, Firmensprintern von Handwerksbetrieben und auch zahlreichen Privatfahrzeugen sich in Zaubach, Heubsch und Himmelkron auf den Weg gemacht hatten, sagte der stellvertretende Leiter der Kulmbacher Polizeiinspektion, Moritz Dippel, gegenüber unserer Zeitung. Allerdings sei das Ziel der protestierenden Bauern und derer, die sich ihnen angeschlossen haben, erreicht worden.
Überall im Landkreis sei es auf der insgesamt 107 Kilometer langen Strecke zu teils massiven Verkehrsbehinderungen gekommen. Vor allem auf der B 85 zwischen dem Gründla in Kulmbach und der Holzmühle sei der Verkehr praktisch nahezu zum Erliegen gekommen. Es sei nur noch im Schritttempo vorangegangen, informierte Dippel. Auch im Kulmbacher Stadtgebiet kam es immer wieder zu Stop-and-Go-Situationen, als die schweren Schlepper dort ihre Runden drehten.
Zahlreiche Passanten standen trotz sechs Grad Kälte und eisigem Wind an den Straßen und haben die Auffahrt beobachtet. Viele Menschen winkten den demonstrierenden Landwirten, Lastwagenfahrern und Handwerkern zu, die immer wieder durch Hupen laut auf sich aufmerksam gemacht haben. In Neudrossenfeld hatte ein Bauunternehmen neben der Bundesstraße einen Bagger abgestellt. In beiden Fahrtrichtungen signalisierte ein riesiges Schild: „Es reicht!“ In der Neudrossenfelder Ortsdurchfahrt kam es auch zu einigen unschönen Situationen. Autofahrer wollten nicht warten, bis die Trekker vorbei waren. Ein Fahrer drückte heftig auf die Hupe, erhob seine Hand zu Faust und fuhr los. Der Mann erzwang sich mit seinem Kleinwagen eine Position inmitten des Konvois von tonnenschweren Fahrzeugen. Auch andere Pkw-Lenker konnten es nicht abwarten und erzwangen sich die Vorfahrt.
An der Spitze jedes der drei Konvois war ein Streifenwagen der Polizei postiert. Allerdings ist es nicht gelungen, die Kolonnen zusammenzuhalten. Die Teilnehmer an der Demo waren angewiesen worden, nicht auf ihr Kolonnenrecht zu pochen, sondern an Kreuzungen und Ampeln zu warten, bis die Strecke für sie frei war. So seien die gewaltigen Fahrzeugkolonnen schnell in kleine Grüppchen geteilt worden, berichtet Moritz Dippel.
Die Polizei hat inzwischen die Teilnehmer der Protestfahrt gezählt. Demnach hatten sich in Heubsch bei Kasendorf zwischen 180 und 190 Fahrzeuge auf den Weg gemacht, in Zaubach bei Stadtsteinach waren es etwa 200, und mehr als 160 in Himmelkron, informiert Moritz Dippel über das Ergebnis der Zählung.