Ein Konvoi von Traktoren erobert gegen 8 Uhr die B27 auf den Fildern und sorgt um 8.30 Uhr auf der Fahrt über Degerloch Richtung die Innenstadt für eine 3,8 Kilometer lange Staukolonne. Autofahrer, die über die Peregrinastraße zur Karl-Kloß-Straße ausweichen wollen, stecken auch auf dieser Strecke erst einmal fest.   

Wolf-Dieter Obst

Die Verkehrslage beruhigt sich nach Angaben der Polizei wieder etwas. Im Landkreis Böblingen sei ein Schwerpunkt der Proteste nach wie vor der Bereich zwischen Herrenberg und Böblingen.  "Im Landkreis Ludwigsburg werden Behinderungen hauptsächlich zwischen Vaihingen an der Enz und Korntal-Münchingen sowie zwischen Bietigheim-Bissingen und Ludwigsburg gemeldet", so die Polizei weiter. Es sei aber weiterhin mit Blockadeaktionen und Verzögerungen zu rechnen.

Lukas Jenkner

Effektiver hätten es selbst die protestierenden Bauern nicht machen können: Es ist noch 5.30 Uhr und der Protest noch fern, als der Fahrer eines Autotransporters auf der B10 am Neckarpark im Bereich des Berger Tunnels vom rechten Weg abkommt und auf einem Betonteiler förmlich aufbockt. Das blockiert den Verkehr auf der B10 und B14 gleichermaßen, zwei Kilometer Stau im Berufsverkehr. „Die Bergung ist sehr aufwendig, die Sperrung wird noch einige Zeit dauern“, sagt der Stuttgarter Polizeisprecher Fabian Grauer kurz nach 8 Uhr. Denn um den Autotransporter freizubekommen, müssen erst einmal die acht geladenen Neufahrzeuge abgeladen werden. Auch der Kraftstofftank wird zur Gewichtsreduzierung leergepumpt. Der zur Bergung angeforderte Kranwagen muss außerdem erst einmal an den Unfallort gebracht werden.  

Wolf-Dieter Obst

Ein Gruppe von Traktoren rollt auf den Park and Ride Parkplatz in Gärtringen (Kreis Böblingen). Auf einem Schlepper ist zu lesen: „Wir wollen Respekt ernten und nicht nur Getreide.“ Markus Stollsteimer vom Lindenhof in Nagold ist seit 5 Uhr unterwegs. Er fuhr mit seiner Gruppe über die alte B 28 von Nagold bis nach Gärtringen und überlegt sich, ob er noch den Weg bis Pforzheim schafft. Von den Autofahren und sogar von den Radfahrern, die bei der klirrenden Kälte unterwegs waren, erntete seine Gruppe Respekt und Anerkennung, berichtet er. Auch ihm geht um viel mehr, als die von der Bundesregierung beschlossene Erhöhung der Steuer auf den Agrardiesel. Den Bauern ist es einfach zu viel geworden: „Uns wird immer mehr draufgepackt an Kosten und an Dokumentationen“, sagt er. Besonders wenn man bedenke, dass die Bauern EU-weit im internationalen Wettbewerb stünden und die Landwirte in Deutschland beinahe den höchsten Dieselpreis verkraften müssten: „Alle bekommen das gleiche, aber von Land zu Land gibt es unterschiedliche Spielregeln.“

Ulrich Stolte