Mit seiner Keynote startete Prof. Dr. Dr. Andreas Pfützner die zweite Session. Sein Thema: Orale Medizin – die erste Verteidigungslinie unseres Immunsystems. Pfützner ist „der einzige Diabetologe, der einen Zahnarztstuhl in seiner Praxis stehen hat“ – zugegebenermaßen in einer Privatpraxis.
Er beschrieb detailliert die Entstehung chronischer Entzündungen, um dann auf die Zusammenhänge mit der Zahnheilkunde zu kommen: Zum einen sei, wenn bei einem Patienten trotz guter Mundhygiene immer wieder Entzündungen auftauchen, ein Besuch beim Internisten angeraten. Zum anderen verwies er auf den interessanten Umstand, dass die anfängliche Morbidität durch Covid-19 in den europäischen Ländern am geringsten war, in denen die Zahnreinigung Bestandteil kassenzahnärztlicher Versorgung ist und entsprechend regelmäßig an den Menschen durchgeführt wird (Deutschland, Österreich, Norwegen). „Was Sie da machen ist viel wichtiger, als Sie selber glauben!“
Pfützner sprach sich für mehr Labordiagnostik auch in der Zahnarztpraxis aus, zum Beispiel zum Nachweis von aMMP8 als Vorhersagefaktor für Periimplantitis. Sein Fazit: Kompromittierte orale Immunkompetenz und chronische Erkrankungen haben fatale wechselseitige Auswirkungen. Eine kompromittierte orale Immunkompetenz ist mit schweren Covid-19-Verläufen und einer erhöhten Mortalität assoziiert. Die Bedeutung der oralen Immunkompetenz unterstreicht die Systemrelevanz der Zahnmedizin und die Bedeutung der regelmäßigen Check-Ups und Dentalhygiene-Behandlungen.