Die AfD traut den ehrenamtlichen Wahlhelfern offenbar nicht über den Weg: „Wir werden uns auf die Wahllokale verteilen, um flächendecke Wahlbeobachtung durchzuführen“, kündigt Oliver Koller, der Landtags-Direktkandidat der Partei im Wahlkreis Hof, im Gespräch mit unserer Zeitung an. „Und das hat nichts mit AfD zu tun, sondern das ist das Recht eines jeden Bürgers.“
Der zweite Teil des Satzes stimmt: Tatsächlich sind in Deutschland alle Wahlhandlungen öffentlich. Während die Wahlhelfer das Wahlergebnis ermitteln und feststellen, hat jeder Zutritt zum Wahlraum, sofern das ohne Störung möglich ist. So steht es allen Bürgerinnen und Bürgern offen zu überprüfen, ob bei einer Wahl alles rechtmäßig und im Sinne der Demokratie vonstattengeht. Am ersten Teil des Satzes darf man getrost zweifeln: Seit Jahren schon fordert die AfD vor Wahlen systematisch zur Wahlbeobachtung auf.
Ein Aufruf findet sich etwa auf der Internetseite der Partei: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, heißt es dort. Und weiter: „Gehen Sie zu der Auszählung ab 18 Uhr in Ihrem Wahllokal und schauen Sie den Wahlhelfern auf die Finger – natürlich ohne sie bei ihrer Arbeit zu behindern. Bitte notieren Sie sich unbedingt die Ergebnisse in Ihrem Wahllokal und melden Sie uns diese – auch wenn Ihnen keine Unregelmäßigkeit aufgefallen ist.“ Zu diesem Zweck stellt die Partei im Netz ein Formular zur Verfügung und hat sogar eigens eine App programmiert. Das impliziert Misstrauen gegenüber denen, die in den Orten für die Wahl verantwortlich zeichnen. Subtext: „Ihr steht unter Beobachtung!“
Nico Schwappacher
Sandra Lessner