Der 41-jährige Seßlacher verteidigt mit mehr als 40 Prozent der Stimmen das Direktmandat für die CSU. Und toppt dabei sein Ergebnis von 2018.
Locker und lässig empfängt CSU-Direktkandidat Martin Mittag schon weit vor 18 Uhr vor dem Brauhaus Stadl an der Mauer in Coburg die Gäste seiner Wahlparty. Jeder, der kommt, wir mit Handschlag begrüßt. Ist die Wahl der Location vielleicht auch mit ein bisschen Aberglaube verbunden? Immerhin hatte sich der Seßlacher hier 2018, bei seiner ersten Landtagswahl, aus dem Stand 36 Prozent der Stimmen in Stadt und Landkreis und damit das Direktmandat geholt. Bayernweit kamen die Christsozialen damals auf 37,9 Prozent der Stimmen. Heuer darf es, wenn es nach ihm und seinen Anhänger geht, daher auch noch ein bisschen mehr sein.
Und genau so sieht es von Anfang an auch aus, als um 18.15 Uhr das erste Wahlgebiet, Neuses am Brand, ein Gemeindeteil von Sonnefeld, auf dem Bildschirm erscheint. 50,5 Prozent der Wähler haben dort Martin Mittag ihre Stimme gegeben. Im Brauhaus Stadl brandet minutenlanger Applaus auf. Ein Auftakt nach Maß. „Sieht doch ganz gut aus, oder?“, raunt eine Dame dem Direktkandidaten der CSU im Stimmkreis zu. Der nickt und beschwichtigt aber gleichzeitig. 177 Gebiete kommen schließlich noch. Trotzdem: Als nach fünf der 178 Mittag immer noch mit mehr als 50 Prozent führt, wagt auch Söhnchen Karl zum ersten Mal ein kleines Tänzchen. Immer an der Seite von Mama und Papa, die die Auszählung gemeinsam im Lokal verfolgen.
Auch Jonas Geissler, der seit 2021 Stadt und Landkreis Coburg, Kronach und den Frankenwald im Deutschen Bundestag vertritt, ist nach Coburg gekommen. Er muss neben den guten Wahlergebnissen für Martin Mittag auch erhebliche Stimmengewinne für die AfD miterleben. Immer wieder geht ein Raunen durch den Saal, wenn der Balken bei der AfD nach oben schnellt. Bad Rodach, Ebersdorf, Neustadt. Mehrfach kommen Rekordwerte für die Partei. „Das macht etwas Angst“, bekennt Mittag. „Aber es ist auch ein ganz klarer Auftrag, dass wir den Menschen noch mehr vermitteln müssen, dass wir für sie Ansprechpartner sind und dass es keine Protestwahlen braucht“, sagt er.
Erfolgreich Weitermachen hieß sein Slogan im Wahlkampf, in dem er mit den Themen Gesundheitsvorsorge und Pflege punkten wollte. Doch just in der vergangenen Woche war der Zerfall des Regiomed-Verbunds ein Paukenschlag für die Region. Zeitgleich wurden neue Zahlen für den Bau des Coburger Klinikums bekannt. Eine halbe Milliarde Euro wird die Realisierung kosten. Rutscht da einem nicht das Herz in die Hose? „Der Klinikneubau wackelt definitiv nicht“, versichert der Abgeordnete und schaut dann wieder aufs Handy. Dort trudeln jetzt teilweise im Sekundentakt neue Ergebnisse aus den Wahllokalen ein. Am Ende sind es noch mal deutlich mehr Stimmen als 2018. „Und genau das habe ich mir so gewünscht“, bekennt der Wahlsieger.
Steffi Wolf