Doch ich habe die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn nach einiger Zeit verändert sich der Untergrund zu grobem Schotter mit Steinen durchsetzt, wo die Mountainbiker Spaß haben, ich aber nur runpelnd vorwärts komme. Dazu wird es steil und der Schatten geht verloren. Das demoralisiert mich derart, dass ich schließlich das Rad schiebe, statt zu fahren. Was ich eigentlich nicht gern mache, sogar den Ventoux habe ich mich hochgequält, doch jetzt ist Schluss.
So geht es eine zeitlang langsam voran, bis ich wieder fahren kann. Dann noch eine Schiebepassage, und als es auf die breite, asphaltierte Auffahrt zum Gipfel abbiegt, gibt mir das einen Motivationsschub. Schließlich bin ich oben, auf windigen 1.491 Metern, und kann ein Foto mit der Statue von Altvater Praded machen. Dann geht es den Berg hinab, jedoch mit "högschder Konzentration", wie Jogi Löw sagen würde, denn bei dem waldbedingten schnellen Wechsel von Licht und Schatten sieht man Schlaglöcher erst spät. Es geht noch knapp 20 Kilometer nach Brunstál.
Am Abend sitze ich in meinem spätsozialistischen Hotel und habe zum ersten Mal seit Tagen ein Gefühl der absoluten Gelassenheit, weil alles rund läuft. Ich bin jetzt zuversichtlich, dass ich die Tour trotz Höhenmetern und sonstigen Widrigkeiten in dem engen Zeitfenster von etwas mehr als sechs Wochen schaffen werde. Auch wenn immer mal wieder irgendein Körperteil Beschwerden macht, haben mir die drei Tage seit Prag Zuversicht gegeben.