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Prognose: „Wir lösen Kabel und Satellit ab“

14:38
16.05.2023
Was nehmen Dr. Robert Richter, Google TV, Markus Härtenstein, waipu.tv, Haruka Gruber, DAZN und Dr. Thorsten Schmiege, BLM, von Future Video mit? „Die Komplexität des Bewegtbildkosmos“, betont Richter. Die große Zahl der Player, Ausspielwege, Devices, Technologien – viele Beispiele nennen die Teilnehmer der großen Diskussionsrunde.

Wo geht die Reise hin?

„Es wird der Technologie-Switch stattfinden. Wir lösen Kabel und Satellit ab“, prognostiziert Markus Härtenstein für die kommenden sieben Jahre. 2024 werde ein „ganz, ganz spannendes Jahr“, die Branche rede darüber.

Wie viele Plattformen verträgt der Markt?

Haruka Gruber skizziert die Antwort am konkreten Beispiel DAZN – zum einen die Plattform DAZN mit Zugang über Browser und App, daneben die Social-Plattformen der Sportmarke und zum anderen die Partnerschaften mit Plattformbetreibern wie Exaring aka waipu.tv, wo DAZN vertreten ist, oder Samsung TV Plus mit dem exklusiver Sport-FAST-Chanel von DAZN. Diese drei Welten können aus Sicht von Gruber sehr gut parallel existieren – mit der offenen Frage, welche Plattform sich wie entwickeln wird in den kommenden Jahren. 
Für weitere FAST-Angebote spreche, dass man neue Angebote aus diesem Bereich ressourcenschonend und schnell starten könne, fügt der DAZN-Manager dazu.

Härtenstein sieht im expansiven Markt teils schon Grenzen erreicht. Doch: „Alle Inhalteanbieter sollen die gleichen Chancen haben“, verdeutlicht BLM-Präsident Schmiege.

„Man muss heute auf allen denkbaren Ausspielwegen und Plattformen vertreten sein, um alle zu erreichen“, berichtet Richter. Bei Google TV mache man sich viele Gedanken darüber, auch darüber, in welchen Verfassungen die Zuschauenden die Inhalte konsumieren. „Die Zukunft der Mediennutzung ist nicht mehr getrennt“, sagt der Google-Manager mit Blick auf die Zukunft.

Der These stimmt der BLM-Präsident zu und ergänzt, dass wir Konsumierenden 2030 voraussichtlich nicht mehr wahrnehmen werden, ob wir gerade linear oder on demand schauen. Die Welt der Vorab-Lizenzierung ist auf jeden Fall vorbei, so der Medienwächter. Bei einer Schwelle von 20.000 Usern im Stream muss ein Antrag auf Rundfunklizenz gestellt werden – so ist der Inhalt schon vor der offiziellen Sendeurkunde bekannt.

Was plant Google TV?

Im US-Markt bietet die Marke bereits VoD direkt neben linearem TV. Richter: „Uns geht es darum, den Bewegtbildkonsum für die Zuschauenden zu vereinfachen.“ Aktuell hat der Digitalkonzern viele FAST Channels in den USA gestartet, daneben sucht Google viele lokale bzw. regionale Partner auf der ganzen Welt.

Waipu.tv-Manager Markus Härtenstein plädiert dafür, dass Plattformanbieter dem Publikum auch in Zukunft noch einen gewissen Überraschungseffekt lassen sollten, eine Art neues Zapping – wie es etwa durch FAST-Angebote ermöglicht würde. Denn die Suche würde viele überfordern – wie die Burda-Studie „Screens in Motion“ belegt hat. Demnach vergeht schon mal eine Viertelstunde, bis man vor dem Bildschirm fündig werde. 

Wie steht es um die Auffindbarkeit von Inhalten, die deutsches Medienrecht auf Plattformen sehen möchte? Die Frage, ob Public Value gut erfüllt werde, sieht BLM-Präsident durchaus beantwortet. Die Auffindbarkeit über Startseiten, in Mediatheken, sei inzwischen gut. Dr. Thorsten Schmiege wünscht sich für 2030 auf jeden Fall „noch mehr Vielfalt“.

Kann es in Deutschland die große gemeinsame Plattform geben, wie sie zuletzt ProSiebenSat.1 vorgeschlagen hat?


Hier reagieren die Diskutierenden noch zurückhaltend ...  „Wenn man sich auf einer Drittplattform zusammentun würde, dann hätten wir zwar kein Kartellproblem mehr wie vielleicht noch vor acht Jahren. Doch ob alle Marktbeteiligten da mitziehen?“, fragt Dr. Thorsten Schmiege? Härtenstein verweist auf die Leistung der Aggregatoren wie Telekom Magenta und schlägt vor, doch zunächst einmal zu kooperieren. Haruka Gruber geht indes davon aus, dass Marktgesetze wie der aktuell deutliche Rückgang der TV-Werbespendings die Player im Markt irgendwann zu einer neuen Form von Konsolidierung zwingen dürften.

Mehr Zusammenarbeit sei wichtig und richtig – ob es aber eine zusätzliche neutrale Plattform brauche? Markus Härtenstein glaubt nicht daran.

Gruber plädiert dafür, in den nächsten Jahren die Macht des großen Bildschirms für die Bewegtbildbranche zu stärken – unter anderem durch einen einheitlichen Standard bei der Reichweitenmessung als Grundlage für eine nachhaltige Vermarktbarkeit von Werbeumfeldern in allen Kanälen.

Robert Richter ist sich sicher: „Bis 2030 werden wir auf jeden Fall noch mehr Content sehen, mehr Apps, mehr Anbieter. Dadurch wird es noch schwieriger werden, sich zu entscheiden.“ Google wolle in den kommenden Jahren alle Parteien bei der Medienkonvergenz begleiten. „Für Deutschland wünsche ich mir mehr Technologieoffenheit, das ist der Motor für die Medien der Zukunft“, pflichtet der Google-TV-Manager seinem waipu.tv-Kollegen Härtenstein bei. 

Petra Schwegler

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