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Lauterbach: Delta-Variante kann wiederkommen - Aufruf zu Achtsamkeit

06:53
14.05.2022
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hält eine Rückkehr der gefährlicheren Delta-Variante des Coronavirus für möglich. «Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Eine Omikron-Welle im Herbst ist zwar wahrscheinlich. Aber selbst die gefährlichere Delta-Variante könnte zurückkommen», sagte Lauterbach der «Rheinischen Post» (Samstag) mit Verweis auf eine israelische Studie, wonach im Abwasser auch die Delta-Variante nachgewiesen wurde. Auf beide Szenarien müsse man sich einstellen, sagte der SPD-Politiker. «Wir brauchen Impfstoff gegen beide Varianten. Das wird sehr teuer.»

In Deutschland dominiert derzeit die Omikron-Subvariante BA.2 mit gut 97 Prozent. Die Delta-Variante, die oft mit schwerwiegenderen Folgen einhergeht, wird laut dem jüngsten Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) aktuell nur selten nachgewiesen.

Lauterbach rief die Menschen auf, weiter vorsichtig zu sein. «Auch im Sommer sollten wir achtsam bleiben», mahnte der Minister. Dazu gehöre das Tragen von Masken im ÖPNV und im Flugzeug. «Wer jetzt den Menschen vorgaukelt, Corona sei Geschichte, wird das im Herbst bitter bereuen», warnte Lauterbach.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund appellierte an Bund und Länder, Vorbereitungen für eine neue Corona-Welle zu treffen. Die Impfmöglichkeiten müssten aufrechterhalten werden, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Zwar sei es nicht sinnvoll, in großem Umfang weitgehend leerstehende Impfzentren zu betreiben. Notwendig sei aber eine Planung, wann man unter welchen Umständen erneut zusätzliche Impfmöglichkeiten schaffen müsse. Landsberg verwies auf einen im Herbst erwarteten Impfstoff, der an die Omikron-Variante angepasst ist.

(dpa)

Kapitel

Freitag, 13. Mai

Raus aus Corona-Blase: Kretschmann muss sich im Moor einiges anhören

16:05
13.05.2022
Es dauert nicht lange, da wird der Ministerpräsident laut bei seinem Spaziergang durchs Moor. «Jetzt mal langsam», ruft Winfried Kretschmann einem Mann entgegen, der die Berater des Grünen-Politikers gerade mit denen des russischen Präsidenten Wladimir Putin verglichen hat - und alles wegen des geplanten Biosphärengebiets in der Gegend. «Das kann nicht sein, dass Sie mich in diese Nähe rücken», ruft der 73 Jahre alte Regierungschef, die Brille heruntergezogen. «Können wir uns darauf einigen?»

Es ist Tag eins des zweiten Amtsjahrs für den Ministerpräsidenten seit der Landtagswahl - und Kretschmann ist zurück unter Bürgern. Der «Bürgerspaziergang» sei einer der ersten Termine dieser Art seit Beginn der Corona-Pandemie, heißt es vom Staatsministerium. «Man ist da schon ein wenig lange in der Regierungszentrale gehockt», sagt Kretschmann. «Mit der Zeit ist das ein bisschen wie eine Blase.» Termine mit den Menschen im Land seien dagegen «das Salz in der Suppe».

Die etwa 60 Menschen, die am Freitag gekommen sind, um mit dem Ministerpräsidenten durch die Moorlandschaft der Blitzenreuter Seenplatte zu spazieren, bringen für diese Suppe ordentlich Schärfe mit. Eine Gruppe Aktivisten demonstriert mit Bannern («Was ist an Ihrer Politik grün?») gegen Kiesabbau im Altdorfer Wald, eine Gegnerin der Corona-Maßnahmen stellt Kretschmann zur Rede, Landwirte wehren sich gegen ein von ihm gewolltes, aber noch nicht beschlossenes Biosphärengebiet in Oberschwaben und im Allgäu.

Kretschmann kam nicht gerade im Wander-Outfit, sondern mit grauem Jackett, weißem Hemd, Krawatte, schwarzer Hose und leichten Outdoorschuhen - und muss sich einiges anhören. Wenn das Schutzgebiet komme, «müssen wir unseren Kindern sagen, dass sie einen anderen Beruf erlernen müssen», sagt ein Landwirt. «Wir haben hier investiert und möchten unseren Betrieb weiterführen.» Kretschmann wirkt überrascht: «Was haben Sie denn für eine Angst, um Gottes Willen?» Die Planungen für das Gebiet seien erst am Anfang, und ein Biosphärengebiet diene dem Erhalt der Kulturlandschaft - also auch der Landwirtschaft, aber unter anderen Bedingungen.

«Jetzt legen Sie mal einen Teil ihrer Ängste ab», sagt Kretschmann. «Ich will dieses Biosphärengebiet», beharrt er und wird wieder lauter. «Wenn wir jetzt beim Klimaschutz nichts tun, dann können Sie in 20 Jahren hier keine Landwirtschaft mehr machen. Dann wird der Hammer am Schluss umso fetter und schwerer.»

Die Diskussionen werden teils so heftig, dass manche Spaziergänger fast Mitleid kriegen mit dem Grünen-Politiker. «Der Arme», sagt eine Besucherin. «Die Kritik kommt aus so verschiedenen Richtungen, da kann er es ja gar nicht allen recht machen», sagt ein Besucher.

Wegen der vielen Streitgespräche wird der Spaziergang durch die Moorlandschaft abgekürzt. Dennoch ist Kretschmann am Ende zufrieden. Wie er sich fühlt? «Gut», sagt er. «Wir sind in einem Land, in dem was los ist.» Dass er bei Gesprächen mit Bürgern auf Kritik treffe, sei klar. «Aber jeder Termin zeigt einem, wozu man regiert.»

Am nächsten Dienstag wird Kretschmann 74 Jahre alt. Für einen Rückzug ins Private sei es ohnehin noch zu früh, das hat er vor kurzem nochmal klargestellt. Zum Vergleich: US-Präsident Joe Biden ist schon 79. Anfang Dezember versprach Kretschmann seinen Grünen: «Ich werde mich jetzt erstmal viereinhalb Jahre weiter durch die hügeligen Landschaften der Politik bewegen.» Und sich erst danach seiner Leidenschaft, dem Wandern, widmen.

Im kommenden Jahr will Kretschmann vor allem die Energiewende vorantreiben, damit sich im Südwesten endlich mehr Windräder drehen. Der Krieg zeige nun endgültig, dass man unabhängiger werden müsse etwa von russischem Gas. Aber kurzfristig gibt es in Stuttgart noch andere Themen, die ihn beschäftigen werden - etwa die Dokumenten-Affäre seines Vertrauten und Innenminister Thomas Strobl (CDU).

Ob er deswegen lieber durch Oberschwaben spaziert? Auf die Probleme in Stuttgart angesprochen, lächelt Kretschmann leicht. «Ich bin gern im Land, aber ich bin auch gern in Stuttgart», sagt er.

(dpa)

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