In China, so Kevin Rudd, war man durchaus schockiert, als Olaf Scholz nach der russischen Aggression eine grundlegende Neujustierung der deutschen Sicherheitspolitik ankündigte. Dazu kommt: Europa habe die Ukraine entschlossen und geschlossen unterstützt. Und Putin sei nicht nach wenigen Tagen als Sieger des Konflikts hervorgegangen. “Jetzt, wo Putin nicht vorwärts kommt, werden unsere chinesischen Freunde daran denken, dass sie ihren Ruf in Europa und in der Welt nicht riskieren wollen, indem sie weiter mit Russland zusammen arbeiten”, analysiert der erfahrene Außenpolitiker. -mb

Moritz Baumann

Der ehemalige australische Premier lässt keinen Zweifel daran, dass er in China keinen potentiellen Vermittler im Ukraine-Konflikt sieht. “Es wäre Einbildung, dass China bei irgendetwas neutral wäre”, betont Kevin Rudd. Erst am 4. Februar, wenige Wochen vor der Invasion in die Ukraine, hätten China und Russland mit einer gemeinsamen Deklaration zur Architektur einer gemeinsamen strategischen Zusammenarbeit ihren Schulterschluss unterstrichen. Es gehe um Verteidigung, Sicherheit, Wirtschaft und Menschenrechte. “Das ist das längste gemeinsame Dokument, das die beiden Staaten je verabschiedet haben”, betont Rudd. -mb

Moritz Baumann