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Amnesty: Truppen Russlands verschleppten ukrainische Zivilisten

14:23
09.11.2022
Russische Soldaten haben nach Angaben von Amnesty International in den vergangenen Monaten ukrainische Zivilisten verschleppt. Sie seien nach Russland oder weiter ins Innere der russisch kontrollierten Gebiete gebracht worden. Auch Kinder wurden laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation von ihren Familien getrennt. Zudem gebe es Fälle von willkürlichen Festnahmen sowie Folter und anderen Misshandlungen. All dies deute auf eine bewusste russische Politik und einen systematischen Charakter hin, die Teil eines umfassenden Angriffs auf die Zivilbevölkerung seien.

Für den Bericht interviewte die Organisation 88 Zivilisten aus den Regionen Charkiw, Luhansk, Cherson und Saporischschja. Die meisten Befragten, insbesondere diejenigen aus Mariupol, beschrieben demnach Zwangssituationen, in denen sie faktisch keine andere Wahl hatten, als nach Russland oder in andere russisch besetzte Gebiete zu gehen. Laut Amnesty handelt es sich um Kriegsverbrechen. Das Völkerrecht verbiete Einzel- und Massenzwangsverschickungen von geschützten Personen, etwa von Zivilisten, aus besetzten Gebieten.

„Die Liste der Kriegsverbrechen, die russische Streitkräfte in der Ukraine begehen, wird immer länger“, sagte Amnesty-Expertin Janine Uhlmannsiek. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs, der an sich bereits ein Völkerrechtsverbrechen darstelle, hätten russische Truppen wahllos Wohngebiete angegriffen, verbotene Streumunition eingesetzt und Zivilisten gezielt getötet. Uhlmannsiek forderte Russland auf, die Verschleppungen aus den besetzten Gebieten sofort zu beenden und alle Betroffenen freizulassen. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Michael Rabba

Selenskyjs Totenkopf-Aufnäher hat keinen Bezug zur Nazi-Zeit

08:12
09.11.2022
Die russische Regierung rechtfertigt ihren Angriff auf die Ukraine immer wieder auch damit, eine angebliche „Entnazifizierung“ im Nachbarland anzustreben. Um diesen Vorwurf zu untermauern, wird Kriegspropaganda über soziale Netzwerke verbreitet. Behauptung: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj soll einen SS-Totenkopf als Ärmelaufnäher tragen. Bewertung: Falsch.
Fakten: Staatschef Selenskyj trägt unter anderem bei einem Besuch in Charkiw Mitte September eine olivgrüne Jacke mit Totenkopf-Aufnäher auf dem Ärmel. Das Motiv entspricht jedoch nicht dem Symbol der Waffen-SS, wie etwa in sozialen Medien unterstellt wird.
Ein Totenkopf samt Schriftzug ist das offizielle Symbol der 72. Brigade, einer mit Schützenpanzern ausgerüsteten Einheit der ukrainischen Armee. Es gibt keine Hinweise darauf, dass dieser Schädel eine faschistische Bedeutung hat. Jörg Baberowski, Professor für die Geschichte Osteuropas, bestätigt der Deutschen Presse-Agentur: „Selenskyj trägt definitiv nicht das Symbol der Totenkopfverbände der SS, das ganz anders aussah und an der Mütze befestigt war. Es ist vielmehr das Symbol einer ukrainischen Brigade.“

dpa