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Katia Backhaus

Eindrücke aus der Notunterkunft in Bremen: "Es ist nie planbar, was wir machen."

20:56
18.02.2022
In der Notunterkunft in der Schule am Leibnizplatz ist es noch ruhig. Auf der Liste von Richard Korte und Jens Hammermeister am Eingang steht nur ein einziger Eintrag. "Wenn jemand Rückfragen hat, Angehörige zum Beispiel, dann wissen wir, wer hier ist. Dafür ist die Liste wichtig", erklärt Hammermeister. Er und sein Kollege sind hier im ehrenamtlichen Einsatz. Wie lange noch, weiß im Moment niemand. 

An einem der weißen Tische, eine Flasche Wasser vor sich, sitzt die bislang einzige hierher Evakuierte. Ihren Namen will sie nicht nennen, sie lebt in einem Kleingartengebiet in der Nähe der Erdbeerbrücke. Dort hat die Polizei sie heute Abend mitgenommen, nun sitzt sie hier und hofft, dass das Wasser nicht in ihr Haus dringt. Sie kennt die Angst vor dem Wasser gut: Die Sturmflut 1962, den Deichbruch 1981, sie hat alles mitgemacht. Ihr ganzes Leben wohnt sie schon im Kleingartengebiet, hat lebenslanges Wohnrecht. "Ich glaube nicht, dass es schlimmer ist als damals, ich glaube, die Vorsichtsmaßnahmen sind jetzt stärker", sagt sie. Am liebsten würde sie wieder nach Hause gehen. 

Bei Bedarf, sagt Jörg Rolfs vom DRK, sei alles da: Betten, Getränke, Essen - alles vorhanden auf dem LKW, der im Hof der Schule am Leibnizplatz steht. Die Räume der Schule seien aber schon an sich eine ideale Unterkunft, es ist warm, es gibt Stühle und Tische, eine Mensa, Toiletten, mehrere separate Räume. Ob die heute Nacht benötigt werden? Rolfs kann es nicht sagen. "Das kann eine kleine Lage sein, das kann sich aber auch entwickeln. Es ist nie planbar, was wir machen." 

Patrick Reichelt

Das ist Jahre her, dass wir zu so einer Maßnahme greifen mussten. Bremer Polizeisprecherin zur Räumung der Gebiete rund um die Weser 20:39
18.02.2022