Wer eine Reise macht, der hat etwas zu erzählen. Für einen Trip zu den Olympischen Spielen gilt das natürlich auch. Zum Beispiel über eine Irrfahrt.
Alles begann damit, dass wir einmal besonders schlau sein wollten. Um uns Umzüge von einem Pressezentrum ins nächste zu ersparen, machten wir uns gleich auf in Richtung Langlaufstadion, wo am frühen Abend die Entscheidung in der nordischen Kombination anstand. Das dauerte ein bisschen, weil die Busse hier in Zhangjiakou hin und wieder nicht nach Fahrplan verkehren. Und dann hatten wir unsere Rechnung auch noch ohne die chinesischen Organisatoren gemacht – der Pressebereich beim Langlauf war, sieben Stunden vor dem Wettkampf, natürlich noch geschlossen. Worauf wir allerdings, bei ein bisschen Mitdenken, auch hätten selbst kommen können.
Alles kein Problem, dachten wir, fahren wir halt schnell rüber zur Schanze, die sich auf Sichtweite befindet, und arbeiten dort. War dann aber doch ein Problem. Denn der Versuch, den ersten Bus zu stoppen, misslang 200 Meter vor der Haltestelle. Und der zweite, der kam, hatte zwar die richtigen Endziffern -02, der Buchstabenmix davor war uns beim Vorbeifahren aber entgangen. Eingestiegen sind wir trotzdem – und befanden uns plötzlich im Kreise tschechischer Skifahrer, die etwas erstaunt schauten. Da war klar: Hier ist etwas aus der Spur geraten.
Der Bus fuhr dann auch nicht in Richtung Schanze, sondern zum olympischen Dorf. Unsere Hoffnung, er könnte direkt mitten hineinsteuern, um uns ein Treffen mit Johannes Thingnes Bö, Ryoyu Kobayashi oder Ester Ledecka zu ermöglichen, erfüllte sich nicht. Allerdings befindet sich auch der Busparkplatz des Dorfes noch in einer Zone, die wir mit unserer Medienakkreditierung eigentlich nicht betreten dürfen. Ein freundlicher Volunteer erkannte unsere Unsicherheit auf den ersten Blick, bot seine Hilfe an. Zurück zur Schanze? Natürlich, ist machbar. Er geleitete uns zu einem anderen Bus, diesmal ein kleineres, mit Wasserstoff betriebenes Gefährt. Unsere fragenden Blicke beantwortete er mit einem Nicken: Passt schon! Passte eben nicht.
Denn auf dem Weg zur Schanze bog der Fahrer plötzlich ab – auf ein kleines Bergsträßchen. Nun wussten auch wir, warum hier ein wendigeres Fahrzeug nötig ist: Es ging steil bergan, in Serpentinen, hinauf zum Kopf der Schanze. Oben angekommen, sind alle ausgestiegen. Nur für uns ging es wieder zurück – auf den Busparkplatz des olympischen Dorfes. Dort haben wir den freundlichen Volunteer mit Nichtbeachtung bestraft und taten das, was schon vorher am cleversten gewesen wäre: in den Bus mit der Endziffer -02 einzusteigen. Diesmal reisten wir mit finnischen Langläufern zur Strecke, um festzustellen, dass das Medienzentrum immer noch geschlossen hat. Also doch zur Schanze. Der Helfer an der Haltestelle meinte, der Bus käme in zehn Minuten. Acht Minuten später sagte er: „Sorry, der Fahrplan hat sich geändert, es dauert noch 20 Minuten.“ Keine 60 Sekunden danach fuhr der Bus um die Ecke.
Kurz darauf endete an der Schanze eine Irrfahrt, die nicht nur Stoff für diese Geschichte bot, sondern auch eine Erkenntnis: Manchmal geht Laufen schneller.