Gesucht: Bing Dwen Dwen. Panda. Belohnung: (umgerechnet) 200 Euro. Das knuffige Olympia-Maskotten ist beliebt, und zwar so wahnsinnig, dass es überall schon ausverkauft ist, noch bevor es in die rar gesäten Merchandising-Läden kommt. Tja, das haben sie unterschätzt, die Olympia-Macher, dass das Bärchen mit den großen Babyaugen ein echter Verkaufsschlager werden würde – denn die drei Produktionsstätten im Land kommen nicht mehr hinterher, obwohl sie täglich 2000 Stück herstellen. Und zwar alle in Handarbeit, wie die Zeitung „China Daily“ berichtet. Es sollen sogar Angestellte aus den Fabriken vorzeitig aus den Ferien zurückbeordert worden sein, um noch mehr Exemplaren das Leben zu schenken.
Der unerwartete Engpass hat dazu geführt, dass Bing Dwen Dwen auf dem Schwarzmarkt gehandelt wird, bis zum zehnfachen des Ladenpreises, der bei einer normalen Größe bei rund 20 Euro liegt. Die Polizei jagt die Panda-Schieber (hat nichts mit Fiat zu tun), es wurden anscheinend bereits drei Schwarzhändler geschnappt. Ein anderer soll Piraten-Bing-Dwen-Dwens ohne Lizenz produziert haben, er wurde (laut „China Daily“) zu einem Jahr Gefängnis sowie einer Geldstrafe von 5000 Euro verurteilt. Der Monatslohn eines Arbeiters in China beträgt im Landesschnitt etwa 250 Euro, was belegt, dass es kein Kavaliersdelikt darstellt, wenn man sich mit Bing Dwen Dwen unrechtmäßig bereichert.
Es ist nicht nur das Plüschtier ausgestorben, sondern beinahe alles, wo der Panda drauf ist. Wir wollten als Mitbringsel ein paar Schlüsselanhänger kaufen, vor dem Shop im Mediencenter standen wir erst mal eine halbe Stunde an, um überhaupt reinzukommen – und dann mussten wir tief getroffen registrieren, dass es außer Nackenkissen, Handschuhen, Teeservice, Thermoskannen und Halstüchern nichts Brauchbares in den Regalen lag. Viele Produkte, da weisen gemalte Schilder drauf hin, sind im Verkauf ohnehin limitiert: eines pro Person. Eines wäre ja klasse, jedoch: Es gibt keines.
Mit Bing Dwen Dwen verstehen der Staat und die Olympia-Organisatoren folglich keinen Spaß – ein Maskottchen und Spaß, wo kämen wir denn da hin? Eine Bäckerei in Nantong hat Kuchen in Pandaform gebacken, sie besaß aber keine Genehmigung für die Herstellung der drei Panda-Leckereien im Wert von gut 80 Euro. Als Strafe gab es wahrscheinlich nicht nur drei Backpfeifen. Einem Süßwarengeschäft in Shantou wurde ebenfalls untersagt, Köstlichkeiten in Form des Maskottchens mit den olympischen Ringen zu verkaufen. Die Strafe stieg den Süßigkeitenfabrikanten garantiert sauer auf. Und anscheinend gab es in ganz China noch einige schwarze Schafe, die sich an Bing Dwen Dwen eine goldene Nase verdienen wollten – nun aber die Rote Karte gesehen haben und sich grün ärgern. Man darf es nicht zu bunt treiben mit einem schwarz-weißen Panda.
Wir haben im Internet gestöbert nach Schlüsselanhängern – und welche gefunden für 3,99 Euro das Stück. Legt man vier in den Warenkorb und drückt „bezahlen“, beträgt die Rechnung 40,95 Euro, weil für Verpackung und Versand 24,99 Euro fällig werden. Für vier Schlüsselanhänger? Eigentlich sollte da die chinesische Polizei einschreiten. Als Strafe fordern wir: In Heimarbeit hundert Bing Dwen Dwens herstellen!