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Whiskey, #noPAG, Glyphosat und Ein-Euro-Brille

08:43
18.05.2018
Die Themensammlung klingt wie ein wilder Ritt: Whiskey und Wein, Familie und Arbeit, Afrika und Afghanistan, Glyphosat und Essigfliege, Polizeiaufgabengesetz und Kakao-Zölle, Sportreporter und  Maurer, Bio-Weinberg und Klimawandel. Wie man all das in ein angeregtes, nie langweiliges Gespräch mit einem roten Faden packen kann, das bewies Natascha Kohnen am Donnerstagabend im Theater in der Gerbergasse in Karlstadt.

Eingeladen hatten SPD-Landtagskandidat und Kreisvorsitzender Sven Gottschalk und SPD-Bezirkstagskandidat und stellvertretender Landrat Harald Schneider. Der Abend stand unter dem Motto „KOHNEN PLUS …“ und es war VDP-Spitzenwinzer Rudi May aus Retzstadt, der sich einen Abend lang mit der Spitzenkandidatin der BayernSPD für die Landtagswahl, Natascha Kohnen, so angeregt unterhielt.

Anderer politischer Stil

Ziel des neuen Gespräch-Formats der BayernSPD: Natascha Kohnen will zuhören, nachfragen, auf Augenhöhe mit ihrem Gesprächspartner den Abend gestalten. Sie will sich damit gezielt vom politischen Haudrauf-Stil ihres Kontrahenten Söder absetzen. Und wer ihr dabei zusah und zuhörte, wie sie mit Rudi May über dessen Leidenschaft für Whiskey sprach, dabei persönliche Anekdoten einfließen ließ, und wie sie ihn über dessen anstehende Bio-Zertifizierung für sein Weingut befragte, um dann auf Insektensterben, Glyphosat und ihre berufliche Vergangenheit als Biologin zu sprechen zu kommen, der konnte nicht anders, als sich zu wundern. Denn der Abend war, wie von Gastgeber Gottschalk vorab versprochen, tatsächlich frei vom üblichen „Wahlkampf-Blabla“.

Stattdessen erfuhr man etwas über den Bundesfreiwilligendienst, den Kohnens Sohn in Afrika ableistete und der ihn politisiert zurück nach Deutschland brachte („Eure hohen EU-Zölle machen hier in Afrika die Wirtschaft kaputt!“). Man erfuhr von Mays Frau, wie es beide es schafften, Familie und den Aufbau des Weinguts unter einen Hut zu bringen, dass Essigfliegen verstärkt Rotweinreben angreifen und dass man etwas gegen Glyphosat tun könne als Verbraucher: „Wer billige Lebensmittel kauft, kauft Glyphosat!“, so das klare Wort von May.

Ein-Dollar-Brille und Afghanistan

Dass Rudi May als Junge lieber Maurer oder Sportreporter werden wollte, dann aber auf Druck des Vaters Winzer wurde, hielten am Ende aber bei der anschließenden Benefiz-Weinprobe mit Weinen aus Mays Weingut alle Anwesenden für einen Glücksfall. Der Erlös geht an das Projekt Ein-Euro-Brille des Rotary Clubs Karlstadt/Arnstein, dessen Präsident May ist. Mit dem Geld werden einfach zu bedienende Maschinen angeschafft, mit deren Hilfe man in den Entwicklungsländern Brillen mit einem Materialwert von einem Dollar produzieren kann.

Beim Thema Entwicklungsländer bezog Kohnen ihren Gastgeber Gottschalk ins Gespräch mit ein. Gottschalk war als Zeitsoldat einige Monate in Afghanistan stationiert und dort in einem Feldlazarett tätig. „Unsere schnell aufgebaute Zeltklinik war das beste Krankenhaus im Umkreis von 1.500 km, das zeigt, wie es dort unten zuging“, erzählte er vom Leid der Menschen vor Ort und wie diese Erfahrungen ihn bis heute prägten.

Am Ende gab es noch reichlich Zeit für Fragen aus dem Publikum. Auch hier ging es querbeet an May und Kohnen, ohne dass jedoch der Faden verloren ging. Wie sie das alles unterhaltsam und tatsächlich auf Augenhöhe hinbekommen hat, das bleibt das Geheimnis von Natascha Kohnen. Aber vielleicht lag es auch daran, dass sie mehr zuhörte und auf ihre Gesprächspartner einging, als man das von Politikern gewohnt ist. Tatsächlich ein anderer Politischer Stil.

BayernSPD